Symbolfrucht Erdbeere als Bodendecker
Als Symbolfrucht für Sinnenfreuden galt die Erdbeere unseren germanischen Vorfahren.
Sie war der Göttin Freya geweiht: leuchtend, lockend, verführerisch. Man opferte ihr die ersten drei Beeren im Jahr- also Erdbeeren. Damit verkörperte diese Frucht Verlockung, Weltlust und Sünde.
Nach altem Volksglauben wirkt die Erdbeere auf Männer und Frauen verschieden: „Erdbeeren helfen dem Mann aufs Ross und dem Weibervolk unter den Boden". Man glaubte, dass Erdbeeren für Männer gesund sind, den Frauen aber schaden.
Solcher Volksglaube und solches Brauchtum verbanden sich auch mit Weisheiten der Volksmedizin. Hier wurden der Erdbeerpflanze antidämonische Kräfte zugeschrieben. Beispielsweise sollte Erdbeerblättertee gegen Behexen wirken. Wer die ersten Blüten im Frühling aß, bekam in diesem Jahr kein Fieber.
Walderdbeeren gehen bis in die jüngere Steinzeit zurück. Der wechselvolle Entwicklungs weg der noch recht jungen Gartenerdbeere fand bis jetzt seinen Abschluss in der Kreuzung dieser beiden Arten: Der bodendeckenden Wiesenerdbeere.
Walderdbeeren kannten bereits unsere Urahnen. Erste Funde reichen bis in die jüngste Steinzeit zurück. Der botanische Name „Fragaria" taucht zum ersten Mal bei Matthäus Silvatus im Jahr 1330 auf.
Im Mittelalter gab es große Flächen, auf denen Walderdbeeren kultiviert wurden. Man kannte bereits allerlei Kulturmethoden, um die Reife zu beschleunigen oder die Ernte zu verlängern. Nur die Fruchtgröße der aromatischen Winzlinge ließ sich durch nichts verbessern, sie wachsen bis heute kaum fingenagelgroß.
Mit der Entdeckung der Neuen Welt war dieses Problem gelöst. Französische und englische Siedler fanden entlang dem kanadischen Sankt Lorenz Strom, in Virginia sowie in Chile leuchtend scharlachrote Erdbeeren, die sehr aromatisch schmeckten und zugleich eine ansehnliche Größe hatten.
Eine Zwischenstellung nimmt die Wiesenerdbeere ein. Sie hat ihren Namen von der Eigenschaft, so zahlreiche Ausläufer zu bilden, dass in kürzester zeit ein dichter wiesenartiger Bestand entsteht. Diese Wiesenerdbeeren sind aus mehreren Kreuzungs stufen zwischen Walderdbeere und Gartenerdbeere hervorgegangen und haben sich eine Nische als Bodendecker im Garten erobert. Auch biologisch wirtschaftende Obst baubetriebe bieten teilweise solche Wiesenerdbeersorten an, da sie weitgehend ohne Pflanzenschutzmittel gedeihen.
Wie essbare Teppiche sehen von bodendeckenden Erdbeeren bewachsene Flächen aus. Manche Arten fallen schon durch ihre ausgesucht schönen Blüten auf, andere sind wahre Produktionsstätten an frischen Früchten. Je nach Zweck stehen verschiedne Arten zur Verfügung: Neben ausgesprochenen Zierformen mit rosaroten, gelblichen, creme- farbenen oder reinweißen kleinblättrigen Blüten, gibt es großblättrige Arten mit essbaren Beeren. Im Garten könnten sie den Feuerbrandwirt Cotoneaster als Bodendecker ersetzen.
Die Fruchtstände der Wiesenerdbeere stehen weitgehend aufrecht und sind damit etwas geschützter vor Schnecken als die flach am Boden liegenden Fruchtstände der Garten- erdbeere. Die Wiesenerdbeere vertragen auch mehr Trockenheit, sie benötigen weniger Dünger und keinen Pflanzenschutz. Wiesnerdbeeren tragen allerdings erst im Jahr nach dem Pflanzen die ersten Früchte. Zu Erntebeginn sind die Beeren ähnlich groß wie bei herkömmlichen Sorten.
Im Handel ist fast ausschließlich die Sorte Florika erhältlich. Sie hat ihre Vorgängersorte Spadeka weitgehend verdrängt. Florika bringt deutlich mehr Ertrag und hat größere Beeren. Nach spätestens acht Jahren sollte der bestand erneuert werden, wenn der Fruchtertrag und nicht die Eigenschaft als Bodendecker im Vordergrund steht.