Mistelbeseitigung beim Sommerschnitt
Der Misteln auf den Grund gegangen, ist am Dienstag, 5. September, der Kreisberater des Landratsamtes, Joachim Löckelt, auf einem Grundstück der Gemeinde. Mit Schere und Säge rückt er dem Halbschmarotzer zu Leibe, der sich auf einem Apfelbaum ausgebreitet hat. In den ersten Jahren entwickelt sich die Mistel recht langsam, unscheinbar und unbeachtet. Die Mistel ist eine zweihäusige Pflanze, die weiblichen Beeren reifen im Dezember und bilden für Vögel, insbesondere verschiedene Drosselarten, eine willkommene Nahrungsquelle. Auf diesem Weg findet auch die Verbreitung statt.
Über ihre Wurzeln zapft sie die Leitungsbahnen der Bäume an, auf denen sie siedelt. Die befallenen Bäume leiden unter der Mistel und können partiell oder ganz absterben. Bei starkem Entzug von Nährstoffen und Wasser durch eine erhöhte Anzahl von Misteln, verringert sich die Vitalität des Baums. Er wird also geschwächt und Äste können brechen. Im Einzelfall muss entschieden werden, ob ganze Äste aus dem Baum heraus geschnitten werden oder ob ein regelmäßiges abreißen der Mistel genügt. Es gibt kein chemisches Mittel gegen die Mistel. Die Wurzeln der Mistel treten links und rechts von ihrer Austrittsstelle am Ast auf, diese gilt es zu beseitigen. Schon jüngere Bäume sollten öfter kontrolliert und ausgeschnitten werden. Ein gepflegter Baum wird somit weniger von Misteln befallen. Nicht die Mistel ist das eigentliche Problem, sondern die oft fehlende Obstbaumpflege in Streuobstwiesen. Dieses Jahr sei auch wegen der geringen Obsternte für die Mistel ein günstiges Jahr gewesen, da die Bäume nicht so viele Nährstoffe für ihre Früchte aufwenden mussten, blieb mehr für den Halbschmarotzer übrig.
Nach der praktischen Anleitung geht es ins Vereinsheim Kernhaus, wo Herr Löckelt anhand von Schaubildern den Entwicklungszyklus der Mistel vorstellt und Fragen der Teilnehmer beantwortet. Bei der Keimung entsteht unter den winzigen Keimblättern ein „Schlauch“ mit endständiger Scheibe, aus der sich bei Kontakt mit einem geeigneten Wirt auf noch glatter Rinde ein „Haustorium“ entwickelt, durch das der Keimling zu den Leitbahnen der Wirtspflanze vordringen kann. Der Mistelzweig hat in der germanischen Mythologie nur symbolische Bedeutung. Heute steht die Mistel nicht mehr unter Naturschutz, sie gilt eher als Glücksbringer und Heilpflanze. Wer allerdings die kugelförmige Pflanze auf Märkten verkaufen will, muss sich vorher eine kostenlose Genehmigung der unteren Naturschutzbehörde holen.
Ingeborg Schauer