24 Stunden Streuobstwiesen im Zeitraffer

Zum diesem Thema fanden sich am Freitag, 17. Juni, etliche Mitglieder und Gartenfreunde aus dem Landkreis im Kernhaus ein. Stefan Luz begrüßte dazu den Referenten Markus Zehnder (Obst- und Gartenbaufachberater des Zollernalbkreis).
Bevor wir allerdings zu den 24 Stunden kamen, zeigte uns Markus Zehnder eindrucksvoll mit Bild und Ton den Zyklus der vier Jahreszeiten.
Ein Obstbaum strahlt im Winter Ruhe aus, erwacht im Frühjahr zur Blüte und aktiviert seine Lebensgeister. Im Sommer entwickeln sich dann die Früchte auf deren Ertrag wir uns alle freuen. Im Laufe des Herbsts wird geerntet und daraus frischer Apfelsaft gepresst, bis dann die wundervollen Farbschattierungen der Blätter wieder die Ruhephase des Winters einläuten.
Sieht man dann die Natur, wie sie an einem Tag, bzw. in 24 Stunden an uns vorbeigleitet, begreift man erst, welche Schönheit uns die Natur jeden Tag schenkt: bei Sonnenaufgang zwitschern das Rotschwänzchen, der Halsbandschnepper und die Amsel. Wenn die Sonne langsam höher steigt, wird der Buntspecht aktiv und die Hummeln sind brummend unterwegs. Die Sonne nimmt langsam ihren Lauf und wenn die warme Luft aufsteigt, kreist der Bussard und der Rotmilan über die Landschaft.
Erreicht die Sonne ihren Höhenpunkt, kann man deutlich die Grillen und die Lerchen hören. Die Bienen sammeln Nektar am Wiesensalbei und die Schmetterlinge werden aktiv. Vielleicht hoppelt auch ein Hase durchs Gelände. Ab und zu treiben auch dunkle Wolken vorüber und bringen uns den notwendigen Regen. Danach erstrahlt die Landschaft in ganz neuen Farben - wie frisch gewaschen.
Geht der Tag dann zur Neige, wird die Singdrossel aktiv. Etwas später singt auch die Nachtigall ihr Lied. Gegen Abend, wenn die Sonne hinter den Bäumen versinkt, meldet sich ein Steinkauz und auch jetzt blühen noch einige Pflanzen, die mit ihrem Duft locken. Bis dann in der Dunkelheit die Fledermäuse auf Futterjagd gehen und die Glühwürmchen ausschwirren.
Und das alles geschieht jeden Tag in unseren Streuobstwiesen!
Im Anschluss zum Vortrag schlenderte Markus Zehnder mit den Teilnehmern noch durch den Lehrgarten, um in der Dämmerung die Eindrücke ‚live‘ zu erleben. Ein ausgeleuchteter Baum war hier das Finale des Abends.
Bewahren wir uns doch den Blick für die Natur und genießen die Streuobstwiesen mit allen Sinnen. Stefan bedankt sich bei Herrn Zehnder für diesen intensiven Einblick in Natur, die direkt vor unserer Haustür liegt.
Mit Sicherheit wird jeder der Teilnehmer in Zukunft nun mit einem anderen, aufmerksameren Blick an den Gärten oder Streuobstwiesen vorübergehen.

Streuobstwiese am Abend

Einkehr
Bei einem Wirte, wundermild, da war ich jüngst zu Gaste;
ein goldner Apfel war sein Schild an einem langen Aste.
Es war der gute Apfelbaum, bei dem ich eingekehret;
mit süßer Kost und frischem Schaum hat er mich wohl genähret.
Es kamen in sein grünes Haus viel leichtbeschwingte Gäste;
sie sprangen frei und hielten Schmaus und sangen auf das Beste.
Ich fand ein Bett zu süßer Ruh auf weichen, grünen Matten;
der Wirt, er deckte selbst mich zu mit seinem kühlen Schatten.
Nun fragt' ich nach der Schuldigkeit, da schüttelt' er den Wipfel.
Gesegnet sei er allezeit von der Wurzel bis zum Gipfel!

(Ludwig Uhland)