Die nächsten Termine ...
17 Mai 2024 19:00 - 21:00 Vortrag
30 Mai 2024 10:00 - 20:00 Gartenfest

Vereinsausflug nach Südtirol vom 13. bis 16. September 2014

ST P1

Wen der Berg ruft

Samstag, 13. September 2014 – 1. Tag

Nachdem die richtige Abfahrtszeit im letzten Gemeindeboten erschienen ist, sind alle angemeldeten Reiseteilnehmer pünktlich um 8 Uhr am Verwaltungsgebäude. Das Thermometer zeigt nur 15 Grad an. Im Bus geht Stefan die Teilnehmerliste durch und jeder bestätigt mit "hier" seine Anwesenheit. Dietmar begrüßt uns ebenfalls und wünscht uns eine gute Fahrt mit dem fast neuen Bus.
Die Fahrt geht über die Schwäbische Alb in Richtung Merklingen auf die Autobahn. Der Himmel ist bedeckt mit grauen Wolken, das Wetter wird hoffentlich besser werden als in den letzten Tagen. Dann gibt Stefan organisatorische Tipps für die nächsten 4 Tage und verteilt Informationen für die Sehenswürdigkeiten, die wir in den nächsten Tagen besuchen werden.
In Bad Urach hängen dichte Nebelschwaden tief bis ins Tal. Nach einer halben Stunde hat die Sonne den Nebel vertrieben. Bei Feldstetten verlief früher der Postweg. Es war ein wichtiger Wirtschaftsweg für die Bewohner der Alb und im Gasthof Post konnte die Pferde gewechselt werden, erzählt Dietmar.
Nach einer Stunde überqueren wir bei Ulm die Donau und der Himmel stülpt sein graues Kleid über. Bei der Raststätte Illertal gibt es die Vesperpause. Vor den Toiletten der Raststätte bildet sich rasch eine lange Schlange, die sich nur langsam auflöst.
Um 10.16 Uhr zeigt das Thermometer schon 16 Grad an. Weiter geht es auf der A 7 in Richtung Kempten und Dreieck Allgäu. Leichter Regen setzt ein und der erste Stau ist in Sicht. Nach den Tunnel „Füssen 1300" lese ich ein Schild „Tor zu Tirol Ferienzentrum". Bei Dietmar geht es nicht ohne Witz: Sagt ein Busfahrer zum anderen: „Bist du auch über den Gotthard gefahren?" Sagt der andere „Ja, ich habe auch einen überfahren, aber wie der geheißen hat, weiß ich nicht."
Den Lech lassen wir links liegen und streifen auf der rechten Seite die Stadt Reutte. Jetzt sind wir schon einige Kilometer auf österreichischen Boden. Die B 179 führt an Heiterwang vorbei und durch den 3400 Meter langen Lermoos-Tunnel zum Fernpass. Wir kommen von einem Stau in den anderen. Auf der linken Seite geht es in Richtung Zugspitz.
Der Fernpass ist ein 1216 Meter hoch gelegener Gebirgspass in den Tiroler Alpen. Nach dem Fernpass geht es auf der fünf Kilometer langen kurvenreichen Strecke bergab nach Nassereith.
In dem unweit liegenden Fernsteinsee wurde einmal die größte Forelle mit 37 Kilogramm gefangen, weiß Dietmar. Das „Fernsteinschloss" blickt vom Felsen aus auf den kleinen Ferienort.
Der Fernsteinsee ist ein kleiner Bergsee am Fernpass im Gemeindegebiet von Nassereith. Er liegt auf 934 Meter Höhe. Der See befindet sich im Privatbesitz und ist mit seinen nördlich davon gelegenen Nachbarn Samerangersee und Schanzlsee ein beliebtes Gewässer für Sporttaucher. Der See ist 550 Meter lang und bis zu 540 Meter breit, und weist im Südosten und im Nordosten Tiefen bis maximal 17 Meter auf. Die Gesamtfläche des Sees beträgt 182.222 m². Das zu einem Hotel umgebaute Schloss Fernstein liegt am westlichen Ufer des Sees . Im Fernsteinsee auf einer von einem Tomahügel gebildeten Insel steht die Ruine des Jagdschlosses Sigmundsburg, dessen Baubeginn vor 1462 datiert ist.
An der Raststätte bei Nasserreith machen wir eine Mittagspause von ca. 30 Minuten. Das reicht für ein kleines Essen und den üblichen Toilettenbesuch.
Bei der Weiterfahrt um 13.30 Uhr auf der B 179 zeigt das Thermometer schon 20 Grad an.
Das Wetter bessert sich. Von Imst aus geht es hoch auf das Sonnenplateau von Obsteig, einem großen Skigebiet. Dietmar erwähnt dabei die kleine Kirche „Maria Hilf", die der Ordensschwester Maria gewidmet ist.
Stift Stams ist die Zisterzienserabtei in Stams (Tirol). Es gehört zur Mehrerauer Kongregation und zum Bistum Innsbruck. Die Klosterkirche „Unserer Lieben Frau" wurde 1983 zur Basilica Minor erhoben. Heute betreibt das Stift ein Museum, einen Klosterladen, eine Schnapsbrennerei und eine Alm. Besonderes Augenmerk wird auf die Bildung heranwachsender junger Menschen gelegt, heute ist es ein Internat für Skifahrer.
Bis Innsbruck geht es auf die A 12 in Richtung Brenner, danach auf der A 13 nach Bozen. Von weitem kann man die „Inselschanze" von Innsbruck erkennen. Über die Europabrücke bei Innsbruck, das Kernstück der österreichischen Brenner-Autobahn A 13, ist mit einer Höhe von 190 m über Grund die höchste Balkenbrücke Europas. Zum Zeitpunkt ihrer Fertigstellung war sie die höchste Brücke Europas. Der Bau der Brücke forderte 22 Menschenleben. Hartnäckig hält sich die moderne Sage, dass es beim Hochziehen der Pfeiler nicht möglich gewesen sei, verunglückte Arbeiter zu bergen, da ansonsten die Statik beeinträchtigt worden wäre. Dementsprechend gilt die Legende, dass in den Pfeilern der Brücke einige Bauarbeiter mit einbetoniert worden seien.
Die Europabrücke ist Gegenstand zahlreicher künstlerischer Darstellungen und ein beliebtes Fotomotiv bei der Kapelle. Sie ist zudem das Motiv einiger Briefmarken. Ihre Bauart samt der Konstruktion des Unterbaus ist von der „Alten Brennerstraße" einzusehen, die sich in vielen Serpentinen zu Füßen der Brückenpfeiler hochwindet.
Auf der linken Seite kann man bei gutem Wetter bis ins Stubaital sehen. Dietmar fährt auf die mautpflichtige Autobahn „München-Brenner-Modena". Vorbei am Brenner-See auf der rechten Seite erreichen wir die Grenzstation Südtirol. Auf einem Schild lese ich: „Südtirol lässt grüßen". Aber kurze Zeit später stoßen wir bei Sterzing schon wieder auf einen Stau. Doch wir sind gut in der Zeit und so treffen wir kurz vor 16 Uhr in Brixen ein. Gewappnet mit einem Stadtplan machen wir einen Spaziergang durch den schönen Ort.
Brixen ist eine Stadt im Südtiroler Eisachtal in Italien. Sie ist eine der ältesten Städte Tirols, der Hauptort des Eisacktales und mit ca. 21.200 Einwohnern die drittgrößte Stadt Südtirols. Die Stadtgemeinde Brixen liegt etwa 40 Kilometer nördlich von Bozen und 45 Kilometer südlich des Brennerpasses am Zusammenfluss von Eisack und Rienz eingebettet in einer weiten Talmulde.
Im Brixner Talkessel wurden verschiedene prähistorische Siedlungen nachgewiesen. Wahrscheinlich ist Brixen schon 827 n. Chr. in einer Urkunde unter dem Namen Pressena genannt. Erstmals urkundlich sicher erwähnt wurde Brixen 901 als Meierhof Prihsna in einer Schenkungsurkunde des Karolingers Ludwig IV. an Bischof Zacharias von Säben. Jahrhundertelang war Brixen ein weit über die Tiroler Landesgrenzen hinaus einflussreicher Sitz von Fürstbischöfen, die von 1027 bis 1803 deutsche Reichsfürsten waren. 1080 fand in Brixen ein Konzil statt, das Wibert von Ravenna als Clemens III. gegen Gregor VII. zum Papst wählte. Kirchengeschichtlich bedeutsam wurden außerdem Bischof Poppo, der 1048 zum Papst gewählt wurde, Nikolaus von Kues (1450–1464), genannt Cusanus, und Georg Golser (1464–1488). Heute teilt sich Brixen den Bischofssitz mit der Landeshauptstadt Bozen.
In der historischen Altstadt befinden sich der Brixer Dom mit dem angrenzenden Domkreuzgang, der Frauenkirche und der Johanneskapelle, die Hofburg (der ehemaligen Fürstbischöfe), das Pristerseminar, die beiden Laubengassen, das Mutterhaus der Brixner Tertiarschwestern, das Klarissenkloster, das Kapuzinerkloster, die Pfarrkirchen St. Michael sowie die evangelische Kirche St. Gotthard und St. Erhard.
„Stufels" ist der ursprüngliche Kern von Brixen. Hier haben sich schon vor Jahrtausenden die ersten Menschen niedergelassen.
Bei Ausgrabungen wurden immer wieder steinzeitliche Gefäße und Werkzeuge gefunden. Die meisten Häuser in Stufels sind aufgrund ihres Alters und ihrer architektonischen Eigenheiten – ebenso wie die mittelalterliche Altstadt – denkmalgeschützt.
Um alles zu besichtigen genügt ein Stunde wohl kaum, aber die wichtigsten Bauwerke haben wir gestreift. Um 17 Uhr treffen sich alle wieder am Busparkplatz zur Weiterfahrt.
Auf unserem weiteren Weg liegt das Kloster Neustift inmitten von Weinbergen und Apfelplantagen. Jedes Jahr wird hier im Pustertal eine „Apfelkönigin" gekürt.
Unser Hotel in Vals liegt im Valler Tal, das vom Pustertal bei Mühlbach nördlich abzweigt. Der Ort hat 596 Einwohner, die größtenteils neben der Landwirtschaft vom Tourismus (Sommer- und Wintersaison) leben, was sich auch an der Anzahl der Hotels und Restaurants widerspiegelt. In Vals gibt es zwei Skigebiete, wobei das Skigebiet Jochtal in 1.900-2.100 Metern Höhe und das andere in 1.300-1.600 Metern Höhe liegt. Neu ab 2011/2012 ist eine direkte Verbindung (2 Kabinenumlaufbahnen) mit dem Skigebiet Gitschberg.
Des Weiteren hat der Ort einen Eislaufplatz, mehrere Kilometer Langlaufloipen sowie einen Kinderskipark, der an die Skischule angeschlossen ist. Dietmar hat das Hotel Kaserhof, das am Ende des Tales auf einer Anhöhe liegt, auf Anhieb gefunden.
Die Zimmerverteilung erledigt Uli, das Abendessen ist um 19 Uhr. Das ist gut so, nicht zu spät.

Kaserhof in Vals

Zur Begrüßung wird vom Hausherrn ein Glas Saft gereicht. Im Restaurant gibt es ein Salatbüfett, das kann sich sehen lassen kann. Danach wird Lasagne, Rinderbraten mit Knöpfle und was Süßes zum Abschluss serviert. Wer noch Nachschlag möchte, kann diesen bekommen. Das ist für die guten Esser von Vorteil. Beim Bezahlen der Getränke muss ich allerdings zweimal schlucken, für ein Glas Bier (0,4 Lt.) werden 4,50 € verlangt. Heute habe ich noch zwei Gläser getrunken, morgen wird es nur noch eines geben. Das Restaurant leert sich schnell mit unseren Reiseteilnehmern, die meisten sind müde von der langen Fahrt. Vom Himmelbett aus können wir noch Fernsehen, Carmen Nebel ruft zur Spendenaktion auf.

Sonntag 14. September 2014 – 2. Tag

Wer glaubt, so ein Ausflug sei das reinste Vergnügen, der täuscht sich. Um 6 Uhr läutet der Wecker, was für die meisten Rentner Stress bedeutet. Zum Frühstück, das es ab 7.30 Uhr gibt, stehen einige schon vorzeitig bereit.
Bei der Abfahrt um 9 Uhr hat es nur 9 Grad. Auf den Gipfeln der Berge hat es heute Nacht Neuschnee gegeben. Die weißen Gipfeln schimmern durch den dichten Nebel.
Die Fremdenführerin Josefine steigt zu uns in den Bus, um uns bei der Dolomitenrundfahrt zu begleiten und uns über die Besonderheiten aus dem Tirol Land zu informieren. Wir fahren von Vals aus über Mühlbach und Meransen.
Meransen ist ein Streudorf mit heute circa 850 Einwohnern. Auf dem nahe gelegenen Gitschberg befindet sich ein Skigebiet, das durch Seilbahnen erreicht werden kann. Meransen ist über die Meransner Bahn mit Mühlbach verbunden.
Der Adelssitz Freyenthurn in Mühlbach hat im Laufe seines Bestehens oft seine Besitzer gewechselt. 1856 erhalten ihn die Tertiarschwestern des Heiligen Franziskus von Brixen, die dort eine Schule für Mädchen errichten. Seit 2003/2004 ist sie gleichgestellt und seit dem Schuljahr 2004/2005 kann sie auch von Buben besucht werden. Die drittälteste Privatschule Südtirols besitzt seit 2008/2009 ein neues Schulgebäude und trägt seither den Namen "Mittelschule Maria Hueber" im Herz Jesu Institut. Sie ist offen für junge Menschen, die bereit sind, die Wertvorstellungen des Hauses zu achten, das Bildungsangebot anzunehmen und die schulischen Voraussetzungen zu erfüllen.
Aus Meransen stammt die ehemalige Rennrodlerin Erika Lechner. Die Südtirolerin gewann bei den Olympischen Winterspielen 1968 in Grenoble die Goldmedaille im Rodeln. 1971 in Imst gewann sie zudem die Europameisterschaft und wurde bei den Weltmeisterschaften in Olang Zweite.
Als sie bei der Siegerehrung vom italienischen Staatspräsidenten nach ihrem wichtigsten Wunsch gefragt wurde, antwortete sie spontan: „Ja, ich habe einen großen Wunsch, bauen sie doch endlich eine Straße hinauf nach Meransen, wo ich wohne, damit ich, wenn ich einmal spät nach Hause komme, nicht immer zu Fuß den Berg hinauf laufen muss." Nach ihrer Sportlerkarriere wurde sie Hotelierin und hat bis vor einigen Jahren das Hotel Erika in Meransen betrieben. 1968 wurde dann eine Straße nach Meransen gebaut.
Auf der linken Seite fahren wir an Schloss Rodeneck vorbei und rechts liegt das Obstbaugebiet von Schabs an der Eisack.
Auf dem Berg thront die Festung Franzensfeste. Das vom Eisack durchflossene Wipptal ist hier, bevor es im Brixner Becken im Süden aufgeht, sehr eng, von steilen Talflanken umrahmt und bietet auf seinem von Nordwesten nach Südosten ziehenden Verlauf nur wenig Platz für Siedlungen. Im Südosten liegt die Gemeinde Franzensfeste, nahe an der namensgebenden Festung Franzensfeste und direkt am Franzensfester Stausee (723 m) gelegen, dessen Südostende bereits zur Nachbargemeinde Natz-Schabs gehört.
Die Festung Franzensfeste wurde in den Jahren 1833 bis 1838 erbaut. Es war damals das größte und modernste Sperrfort Europas, wurde aber niemals genutzt. Später ist es von Mussolini weiter ausgebaut worden. Das Militär richtete hier eine Kaserne und ein Waffenlager ein. Den Namen hat die Festung zu Ehren des damaligen Kaisers Franz I. bekommen.
Zwischen den beiden Ortschaften liegt die Sachsenkleme, ein besonders enger Talabschnitt. Auf einem Felsen liegt das bekannte Kloster Neustift, das in erster Linie durch das von Augustiner-Chorherren Mitte des 15. Jahrhunderts errichtete wurde. Im Kloster gibt es heute eine Privatschule, ein Bildungshaus und eine Kellerei.
An der Straße von Klausen bis Gröden befinden sich insbesonders Speck-Räuchereien und ein ausgedehntes Weinbaugebiet. Das Kloster Säben thront fast wie eine Burg gut 200 m über Klausen, malerisch auf einem markanten Felsen, dem sogenannten Heiligen Berg oder Säbener Berg. Seit 1687 ist das Kloster ein Benediktinerinnenkloster, welches von Nonnen des Salzburger Nonnberges erstmals bezogen wurde. Im Jahr 1699 wurde Kloster Säben zur Abtei erhoben und Maria Agnes Zeillerin zur ersten Äbtessin erwählt. Auch heute noch leben Schwestern im Kloster.
Die Gegend war bereits in der Jungsteinzeit besiedelt und an dem Ort wo sich heute das Kloster befindet, gab es eine spätrömische Siedlung. Archäologische Funde bestätigen, dass von hier aus in vergangener Zeit in ganz Südtirol der christliche Glaube verbreitet wurde. Zudem befand sich früher hier ein Zollstelle.
Weiter geht es die Berghänge von Gröden hinauf, an der die Villander Almen liegen. Diese weite und vielseitige Landschaft, umgeben von Weinbergen und sanften Almen reicht hinauf zum aussichtsreichen Villandererberg (2509 m). Es ist ein einmaliges Wanderparadies, rund um die romantische Burg Gravetsch, Schloß Gernstein, Bad Dreikirchen und die Villanderer Alm.
Zum Glück müssen wir nicht wandern und können die Landschaft vom Bus aus genießen. Anders als der berühmte Extrem-Bergsteiger Reinhold Messner, einer der erfolgreichsten und bekanntesten Bergsteiger der Welt.
Er wird in wenigen Tagen, am 17. September, 70 Jahre alt. Er wurde in Brixen geboren und hat gemeinsam mit Peter Habeler 1978 als Erster den Gipfel des Mount Everest ohne Zuhilfenahme von Flaschensauerstoff erreicht und stand als erster Mensch auf den Gipfeln aller vierzehn Achttausender (1970–1986, jeweils ohne Flaschensauerstoff). Die Dolomiten gehören zu seinen Hausbergen. Am 11. Juni 2006 eröffnete das Messner Mountain Museum (MMM), welches das Werden und Vergehen der Berge, die Kulturen im Himalaya-Gebiet und die Geschichte Südtirols in einem Museum auf Schloss Sigmundskron vereint.
Nach dem Ende der letzten Eiszeit, vor etwa 10000 Jahren, begannen die Menschen die Tiroler Gebirgswelt zu besiedeln. Zu ihnen zählt Ötzi, der "Mann aus dem Eis", der 1991 am Tisenjoch gefunden wurde. Er verunglückte in den Gletscherregionen des Ötztals und lag rund 6000 Jahre im Eis begraben. Messner war an der Auffindung maßgeblich beteiligt.
Die Geislergruppe (italienisch Gruppo delle Odle) ist eine Gebirgsgruppe der Dolomiten, die den Kamm zwischen Villnöß und Gröden in Südtirol bildet. Als Hauptgipfel gilt der Sass Rigais (3025 m) im östlichen Teil des Gebirges, der über zwei Klettersteige - einmal von St. Magdalena im Villnösstal und zum anderen von St. Christina im Grödental - bestiegen werden kann. Der Sass Rigais besitzt die selbe Höhe wie die benachbarte Furchetta.
Auch der Wasserkofel (2.924 m ü.d.M.), Furchetta (3.025 m ü.d.M.) und Odla di Valdussa (2.936 m ü.d.M.) sowie Sas de Mesdì (2.762 m ü.d.M.), Villnösser Odla (2.800 m ü.d.M.), Villnösser Turm (2.834 m ü.d.M.), Große Fermeda (2.873 m ü.d.M.) und Kleine Fermeda (2.814 m ü.d.M.) sind bekannte Spitzen dieses beeindruckenden Bergmassivs, das sich hervorragend für Wanderungen und Gipfeltouren eignet.
In einem dieser kleinen Bergdörfer lebt heute der Volksmusiksänger Oswald Sattler, geboren ist er in dem in der Nähe gelegenen Ort Kastelruth. Er wurde mit dem Kastelruther Spatzen bekannt, bis er 1993 die Gruppe verließ und eine Solo-Karriere aufbaute. Derzeit tritt er mit der Gruppe „Die Bergkameraden" auf. Zusammen gewannen sie den deutschen Vorentscheid des Grand Prix der Volksmusik 2009 und zogen in das Finale ein, bei dem sie den 2. Platz belegten.

Noch eine bekannte Persönlichkeit stammt aus dieser Gegend. Der unverwechselbare Luis Trenker. Er wurde 1892 geboren als Alois Franz Trenker in St. Ulrich in Gröden und starb im Alter von 98 Jahren in Bozen. Er war ein Bergsteiger, Schauspieler, Regisseur und Schriftsteller, der insbesondere für seine Filme über die Alpen bekannt war. Erste Kontakte zum Film ergaben sich 1921.
Trenker wurde für den Film Berg des Schicksals als Bergführer engagiert und übernahm später die Hauptrolle. Weitere Filme folgten, zunächst als Schauspieler, ab 1928 auch als Regisseur. Als Regisseur debütierte er 1928 mit dem Stummfilm „Kampf ums Matterhorn". Er hat mit „Der Berg ruft" zwar einen herausragenden Bergfilm gemacht, er inszenierte aber auch Abenteuerfilme, Komödien, Krimis und Historienfilme, in denen das Motiv Berg eines von vielen war. Die eindringliche Hungerszene in „Der verlorene Sohn" wurde von Roberto Rossellini als wichtiger Eindruck auf dem Weg zum Neorealismus genannt. In seinen letzten Lebensjahren setzte sich Luis Trenker auch für den Umwelt- und Naturschutz ein und sprach sich etwa vehement gegen eine durch das Oberpustertal führende Neutrassierung der sogenannten „Alemagna"-Autobahn aus. Am 12. April 1990 starb Luis Trenker mit 97 Jahren in Bozen und wurde im Ortsfriedhof seiner Heimatgemeinde St. Ulrich in Gröden im Familiengrab beerdigt.
Man sagt ihm nach, dass er im Alter von 93 Jahren noch einmal Vater wurde. Unzählige Geschichten gibt es darüber, eine davon erzählt Josefina:
„Luis ging zum Doktor und fragte: „Gibts denn das, dass man mit 93 noch mal Vater werden kann?." Der Doktor antwortet: „Stell Dir vor, Du gehst mit einem Spazierstock durch den Wald und plötzlich steht ein Reh vor Dir und fällt tot um".! Luis wird nachdenklich und meint: „Dann hat ein anderer geschossen".
Josefina parodiert die Stimme von Luis Trenker: „Da bin i aufi und aufi und ummi und ummi und als der Nebel weg war, sind wir 30 Meter über dem Gipfel gewesen".
Im Grödner Tal ist ein 25 km langes Seitental des Eisacktals und führt in einer engen Bergstraße hinauf bis zum Sellastock und zu den Pässen Sella- und Grödner Joch. Gröden hat ca. 10.000 Einwohner, verteilt auf die drei Gemeinden St. Ulrich, St. Christina und Wolkenstein. Im äußeren („unteren") Grödnertal von Waidbruck im Eisacktal bis zum Boden von Pontives auf einer Höhe von 1200 m spricht man mehrheitlich Deutsch.
Hinter der Talenge der Porta Ladina dominiert in den Hauptgemeinden St. Ulrich, St. Christina und Wolkenstein bis über das Grödner Joch hinaus das Ladinische. Als Ladinisch im Sinne von Dolomitenladinisch bezeichnet man eine Gruppe romanischer Dialekte, die in mehreren Alpentälern Oberitaliens gesprochen werden. Als hauptsächliche Verbreitungsgebiete gelten Gröden und das Gadertal in Südtirol, das Fassatal im Trentino sowie Buchenstein und Cortina d'Ampezzo in der Provinz Belluno (Venetien).

Lajen weist beispielsweise einen Anteil der Ladinischsprachigen von nur knapp vier Prozent auf. Die Grödner sprechen jedoch neben ihrer Muttersprache auch Deutsch und Italienisch. Bekannt sind die Grödner Trachten, die zu besonderen, meistens kirchlichen Anlässen noch gern getragen werden.
Die Grödner Dolomiten sind die Geislerspitzen, die Puezgruppe, die Sellagruppe und die Langkofelgruppe. Diese vier Gruppen können als die abwechslungsreichsten, malerischesten der gesamten Dolomiten bezeichnet werden. Mit Ausnahme des Langkofels und der Boèspitze an Wucht hinter den Sextner Dolomiten, der Marmolata und Palagruppe zurückstehend, übertreffen sie aber diese an Zerrissenheit, Vieltürmigkeit und kühnen Felsgestalten und sind beliebte Ziele.
Besonders in St. Ulrich ist die Holzschnitzkunst mit Erstellung von Holzstatuen, Holzfiguren und Kircheneinrichtungen und einst das Holzspielzeug ein wichtiger Wirtschaftszweig.
Die Grödner Holzschnitzkunst entstand im beginnenden 17. Jahrhundert mit den Künstlerfamilien Trebinger und Vinazer, , deren Mitglieder besonders im Eisacktal, in Brixen, aber auch in Venedig und Rom, ihre Ausbildung erhielten. Schon im 18. Jahrhundert waren in ganz Gröden über vierzig Holzschnitzer tätig. Einen besonderen Aufschwung erreichte die sakrale Holzschnitzkunst in Gröden durch die Gründung der Zeichenschule in St. Ulrich. Die Grödner Holzschnitzer begründete Grödens führende Stellung in der sakralen Holzschnitzkunst. Die meisten Holzschnitzereien werden aus Zirbelholz geschnitzt. B ald haben wir den Pass Pordoi erreicht, der auf eine Höhe von 2239 Metern liegt. Hier machen wir eine kurze Pause zum Füße vertreten. Die Aussicht hier ist grandios, rings herum nur Berge. Dazu ein herrliches Wetter – „ein Geschenk des Himmels", wie Josefina sagt, das strahlt Freude aus. Seit 1962 führt eine Seilbahn von hier aus in vier Minuten auf den 2.950 Meter hohen „Sass Pordoi". Sein Name bedeutet „auf dem Grund eines antiken Meeres zu wandern". Die Entstehung begann vor ca. 300 Millionen Jahren in einem Meer, es bildete sich später eine Koralleninsel, die mit der Zeit durch Ablagerungen, Verwitterung, Abbrüchen und Anhebung der Felsen modelliert wurde. Der höchste Berg ist die Marmolata mit 3.342 Metern. Weitere Massive sind die Drei Zinnen, die Sella, der Rosengarten, der Schlern, die Geislergruppe und der Langkofel. So nahe war ich diesen Bergen noch nie, sie anzuschauen ist wunderbar, aber besteigen oder erwandern könnte ich sie niemals. Dazu muss man hier geboren sein.
Nach dem Genuss der kräftigen Sonnenstrahlen fahren wir um 11.45 Uhr weiter. Von der Ferne ist das „Deutsche Ehrengrab" auszumachen, wo Soldaten aus den beiden Weltkriegen bestattet sind.
In einer Serpentinen mit 33 scharfen Kurven geht es mit Hochspannung den Berg hinunter bis nach Arabba. Die vielen Motorradfahrer und Radler machen für Dietmar die Fahrt nicht ungefährlich. Er muss in den engen Kurven mit dem großen Bus weit ausholen und höllisch aufpassen, damit nicht einer der Zweiradfahrer unter die Räder kommen. Heiko ist auch mit seinem Motorrad auf dieser Strecke unterwegs. Er kommt uns entgegen.
Diese aufregenden Minuten werden noch lange bei dem einen oder anderen im Gedächtnis bleiben. Wir sind froh, als wir den Ort Arabba erreichen. Im Restaurant des Hotels Olympia sind wir zum Mittagessen angesagt. Auf der Speisekarte stehen überwiegend leichte Gerichte, die schnell serviert werden. Dazu ist das Essen gut und die Preise sind moderat. Als wir um 13.30 Uhr wieder in den Bus steigen, zeigt das Thermometer bereits 21 Grad an.
Das ist toll. Wir fahren den Campolongo Pass (1875 Meter) hinunter. Der Campolongo Pass mit seinen 1.875 m ist der niedrigste der vier Pässe rund um den Sellastock. Bereits in den Jahren von 1898 bis 1901 wurde die Passstraße gebaut. Der große "Passtourismus" blieb aber aus und erst in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts, mit dem Anschluss an die Skiregion Dolomiti-Superski, kam es zum touristischen Aufschwung auf diesem Dolomitenpass. Die Landschaft um die Marmolata mit der Schneekappe ähnelt der Vorstellung einer Mondlandschaft. Zu dem ist es mit 14 Grad schon deutlich kühler geworden. An den Berghängen stehen rote Häuser. Sie waren ursprünglich als Bergstationen für die Arbeiter gedacht, die hier die Straße bauten.
Nach einigen Kilometern erreichen wir Cortina. Cortina ist ein renommiertes Winter- und Bergsportzentrum, das Austragungsort der Olympischen Winterspiele 1956 sowie der Alpinen Skiweltmeisterschaften 1932 und 1941 war.
Anton Engelbert „Toni" Sailer (1935-2009) war ein österreichischer Skirennläuder und Schauspieler. Bei den Olympischen Winterspielen 1956 in Cortina d'Ampezzo gewann er drei Goldmedaillen im Slalom, im Riesenslalom und in der Abfahrt, die gleichzeitig auch als Weltmeisterschaftsmedaillen zählten, sowie die Goldmedaille in der nichtolympischen Kombination.
Der Tourismus dominiert heute den Ort aus wirtschaftlicher wie kultureller Sicht. Das Rathaus steht direkt neben der Kirche. Der Ort liegt auf einer Höhe von 1211 Metern im Valle del Boite in den Ampezzaner Alpen der Dolomiten und ist das größte besiedelte Zentrum der Dolomitenladiner. Die höchsten Gipfel sind unter anderen die Tofana di Mezzo (3244m), der Monte Cristallo (3221m) und der Sorapis (3205m).
Das Gemeindegebiet von Cortina d'Ampezzo ist deckungsgleich mit der Landschaft Ampezzo. Unter Ampezzaner versteht man jemanden, der aus einer angestammten "Regole"-Familie kommt und damit Anteil an der Genossenschaft hat. Ein Cortineser hingegen ist ein Zugereister, der zwar im Ort lebt, aber höchstens durch Einheiraten in eine "Regole"-Familie kommen kann. Vor uns biegen viele dreirädrige Kabinenroller ein, man nennt sie hier „Die Mafiabienen".
1939 wurde das Gebiet in das von Benito Mussolini und Adolf Hitler vereinbarte italienisch-deutsche Umsiedlungsabkommen (Option) einbezogen, mit dem die beiden verbündeten Diktatoren den „Stolperstein" Südtirol bereinigen wollten. Nach dem Sturz Mussolinis und der Besetzung Italiens durch deutsche Truppen wurde Anpezo noch im September 1943 in der Operationszone Alpenvorland mit der Provinz Bozen (Südtirol) mit der amtlichen Doppelbezeichnung Hayden - Cortina d'Ampezzo wiedervereinigt. Damit wurde die Jugend zur deutschen Wehrmacht eingezogen, wobei bis zum Kriegsende 51 Ampezzaner, davon 31 an der Ostfront, fielen. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges schlossen sich die Ampezzaner erneut den übrigen ladinischen Tälern und den Südtirolern an und forderten die Rückkehr zu Österreich. Mit Verhaftungen und Ausweisungen versuchte der italienische Staat die Bewegung niederzudrücken. Nachdem die Siegermächte 1946 erneut den Verbleib Südtirols bei Italien beschlossen hatten, wurde von Italien trotz wiederholter Beschlüsse des Gemeinderates auch nicht die Vereinigung mit Südtirol gewährt.
Damit hat Ampezzo bis heute keinen Anteil an der Südtirol gewährten Autonomie für seine deutsche und ladinische Bevölkerung. Gleichzeitig erlebte Ampezzo eine neue und nachhaltige Blüte als nobler Fremdenverkehrsort.
Wir sind inzwischen in der Umgebung des Monte Cristallo angekommen. Der Monte Cristallo liegt im Nordosten Italiens in der Region Venetien. Er befindet sich nordöstlich von Cortina d'Ampezzo und überragt das Valle des Boite (Boitetal). Das Cristallo-Massiv ist umgeben von Pragser Dolomiten, Sextner Dolomiten mit den Drei Zinnen und den Tofanen. Östlich unterhalb befindet sich der Misurinasee.
Die Drei Zinnen (Tre Cime di Lavaredo) sind ein markanter Gebirgsstock in den Sextener Dolomiten im Süden von Tirol. Während des Ersten Weltkrieges waren die Drei Zinnen und ihre Umgebung als Teil der Front zwischen Italien und Österreich-Ungarn heftig umkämpft.
Ich habe große Mühe, die vielen Bergnamen zu notieren. Inzwischen haben wir den Toblacher Knoten erreicht. Josefine zeigt uns das gelbe Haus in Toblach, das Papst Pius erbauen ließ und heute ein Sanatorium für Kinder ist. In der Nähe befindet sich der kleine, ursprünglich zerklüftet Toblacher See der in 1259 Metern Höhe in der Gemeinde Toblach liegt. Um den See gibt es fünf italienische Bunker, die 1939 auf Befehl von Benito Mussolini errichtet wurden, um die italienische Grenze zu schützen. Diese Bauwerke gehören zum Alpenwall in Südtirol, genauer zur Sperre Höhlensteintal Nord.
Jetzt ist ein kurze Pinkelpause nötig. Eine größere Pause gibt es dann am Misurina See. Der Misurinasee (Lago di Misurina) ist ein viel besuchter See in den Dolomiten. Der 1756 m hoch gelegene See ist vom Südwesten von Cortina d'Ampezzo und vom Norden im Höhlensteintal, zu dessen Gemeindegebiet der See gehört.
Er ist umgeben von den Felsmassiven der Drei Zinnen, dem Monte Piana, der Cadini-Gruppe, dem Monte Cristallo und weiter im Süden von Marmarale und Sorapiss. Das Westufer ist von den Hotels der Siedlung Misurina gesäumt. Die maximale Tiefe des Sees beträgt 5 Meter
Nach einer kurzen Kaffeepause geht es weiter entlang des Toblacher Langlaufgebietes, der Nordic-Arena und an einer Schaukäserei in Welsberg vorbei, der Heimat von Paul Troger, einer der bedeutendsten österreichischen Maler des Barock. Der Ort Olang ist eine Gemeinde mit 3.100 Einwohnern in der Nähe von Bruneck. Das Ortszentrum liegt auf einer Seehöhe von rund 1080 Meter. Inmitten der Wiesen und Felder des Talgrunds liegen in enger Nachbarschaft – die drei Gemeinden Niederolang, Mitterolang und Oberolang. Die nördlich vorbei fließende Rienz bildet streckenweise die Gemeindegrenze zu Rasen-Antholz. Um 1900 erlebte Olang einen wirtschaftlichen Aufschwung, erste touristische Erfolge waren auf die Heilbäder Bergfall und Schartl sowie einige Gastwirte zurückzuführen. Ein Großbrand vernichtete 1904 fast das ganze Dorf Mitterolang. 1910 wurde das Peter-Sigmayr-Denkmal eingeweiht.
Der Ort Percha liegt im Ahrntal. Er erstreckt sich von 892 bis hinauf auf 3.105 Meter und hat etwa 1.450 Einwohner. Der Höhenunterschied ist beträchtlich und reicht von den Flussauen der Rienz, Hauptfluss des Pustertals, bis auf die Berge der Rieserferner. Lärchenwälder ziehen sich bis ins Ahrntal. Auf der rechten Seite liegt St. Lorenzen. Im Pustertal sollen die besten Kartoffeln wachsen, sagt Josefina.
Langsam kommen wir unserem Feriendomizil wieder näher. Die Strecke Mühlbach – Vals ist uns schon bekannt und so treffen wir gegen 17 Uhr wieder im Hotel ein. Das Abendessen ist heute weniger spektakulär, Salatbüfett wie gewohnt, Fleischkloppse mit Gemüse und Süsses zum Abschluß.
Ein Musiker erscheint und spielt Tiroler Weisen. Laut Plan soll es morgen zum Abschluss einen Galaabend geben. Aus einem Missverständnis heraus wurde der Musiker schon heute engagiert. Das haben wir nicht gewusst und sind deshalb früh auf das Zimmer gegangen. Schade, ich hätte gerne mitgelacht bei den Witzen, die der Musiker von sich gegeben hat.

Montag, 15. September 2014 – 3. Tag

Heute früh fahren wir bereits um 8.45 Uhr los. Josefine hat uns gestern geraten, kräftig und ausgiebig zu frühstücken, damit wir eine gute Grundlage für die angesagte Weinprobe haben. Die Temperatur zeigt sich bei 15 Grad nicht gerade freundlich. Lt. Wettervorhersage soll es aber wärmer werden.
Da ist es ratsam, eine Jacke anzuziehen, die man später im Bus lassen kann. Josefine ist heute wieder mit dabei und gibt auf der bereits bekannten Strecke von Val über Mühlbach, Brixen, Klausen bis Kaltern einige geschichtliche Informationen aus Südtirol.
Früher gab es hier keinen Fremdenverkehr, die Menschen waren sehr mit der Natur verbunden und arbeiteten auf ihren Feldern und Weinbergen. Die Häuser wurden geschmückt nur mit Geranien. Die Geranien haben bis heute überlebt. Die Brennende Lieb, (Geranie) wie sie genannt wird, schmückt bis heute (21. Jahrhundert) viele Höfe und Häuser in Südtirol im Sommer und wurde ebenfalls zu Propagandazwecken beider Seiten verwendet.
Die Geschichte Südtirols beginnt mit den Verträgen von Saint-Germain im Jahre 1919, in denen diese Region von den Siegermächten des 1. Weltkrieges dem Königreich Italien zugesprochen und damit zur nördlichsten Provinz Italiens wurde. Zuvor war die Region mit dem Tiroler Land (im heutigen Österreich) verbunden und Teil der Habsburger Kaisermonarchie Österreich-Ungarn.
Südtirol ist 1919 dem italienischen Staatsgebiet angegliedert worden. Die Italianisierung der Südtiroler in den folgenden zwanzig Jahren war aus italienischer Sicht nicht befriedigend. Wer in Italien verbleiben wollte, musste die Italienisierung mit Aufgabe von Kultur und Muttersprache in Kauf nehmen, die schon Anfang der 1920er Jahre begonnen hatte. Damit wurde die Hoffnung vieler Südtiroler auf Wiedervereinigung mit dem zur Republik Österreich gehörenden Nord- und Ostteil von Tirol begraben, die sich 1938 nach dem Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich verstärkt hatte.
Es gab zahlreiche Ausschreitungen gegen die Dableiber, ein Beispiel:
„Man hatte uns den Sultan [den Hofhund] vergiftet. Man hatte die drei alten Apfelbäume abgesägt, die unterm früheren Futterhaus. Man hatte den Bienenstand umgestürzt, mitten in der Nacht, mitten im Winter. Und am Zaun vor dem Haus hatte man eine neue Aufschrift angebracht: „VOLKSVERRÄTER"
Während 85 bis 90 Prozent der Südtiroler Bevölkerung für das Deutsche Reich optierten, war das Verhältnis beim örtlichen Klerus und diesem nahe stehenden Personen genau umgekehrt. Im Bistum Brixen optierten 20 Prozent, im deutschsprachigen Gebiet der Diözese Trient 10 Prozent des Klerus für die Auswanderung.
So versuchten vor allem viele Priester und politisch engagierte Christlichsoziale unter den Südtiroler „Dableibern", der deutschen Options-Propaganda und den italienischen Zwangsmaßnahmen organisierten Widerstand entgegen zusetzen.
Alle die keine Tiroler sein wollten, mussten auswandern in das Große Deutsche Reich. Hitler begrüßte sie mit „ Der Führer heißt sein Volk Willkommen".
Aber ihre Besitztümer wie Haus und Hof mussten sie aufgeben, die blieben bei Italien. Sie glaubten dem Versprechen, man würde geschlossene Siedlungen zur Verfügung stellen, gleich groß, wie sie es zurück lassen mussten. 86 % der Tiroler haben ein entsprechendes Formular zur Auswanderung unterzeichnet. 14 % gehörten zu den „Dableibern"
Um die „Dableiber" vor Übergriffen der „Optanten" zu schützen, wurde noch 1939 der Südtiroler Andreas Hofer-Bund (AHB) gegründet. Er war die wichtigste Deutschsüdtiroler Widerstandsgruppe gegen den Nationalsozialsmus, aus der 1945 die Südtiroler Volkspartei (SVP) hervorging.
In Gedichtform sollte mit diesem Wahrzeichen der Bauern für die jeweilige Seite geworben werden.
Version der Dableiber
Hans Egarter

Am Erker blühet wie immer
Die leuchtende „Brennende Lieb"
Die Treue zur Heimat war stärker,
Wie jauchzen wir, dass sie uns blieb. O blühe und leuchte Du Blume
Ein Zeichen der Treue Du bist!
Und künde, dass Glaube und Heimat, Das Höchste für uns ist.
Version der Optanten
Karl Felderer
So reißet vom sonnigen Erker
Die letzte brennende Lieb;
Die Treue zu Deutschland war stärker,
Das heiligste, was uns blieb.
Wir nehmen sie mit im Herzen,
Für andere dereinst Symbol;
Sie stille des Heimweh Schmerzen:
Leb wohl, du mein Südtirol!

Die Italienisierung ging soweit, dass alle öffentlichen Stellen mit Italienern besetzt wurden, in jede Gemeinde kam ein italienischer Bürgermeister, in den Schulen durfte nur italienisch gesprochen werden, alle Schilder haben italienische Namen bekommen, sogar von den Grabsteinen wurden die Deutschen Namen entfernt und ersetzt durch Italienische. Überall wurden nur italienische Arbeitskräfte eingesetzt, man hat zigtausend Italiener herauf geholt und die Tiroler hatten keine Arbeit mehr und dementsprechend brodelte es bei den Dagebliebenen. Es durften keine Tiroler Trachten getragen und keine heimischen Feste gefeiert werden und ein Tiroler Musikverein durften nicht mehr spielen. Später wurden die roten Geranien das Zeichen dafür, dass in dem Haus mit den Geranien noch ein echter Tiroler, also ein „Dableiber" wohnte. Ein weiteres Zeichen war, dass sich die Männer blaue Schützen umbunden, um sich als Tiroler zu kennzeichnen.
1946 wurde vom italienischen Ministerpräsidenten Alcide De Gasperi und vom österreichischen Außenminister Karl Gruber im Pariser Vertrag ein Abkommen unterzeichnet. Es sollte den Südtirolern die gleichen Rechte wie den italienischen Staatsbürgern zusichern. Dazu gehört die gleichberechtigte Verwendung der deutschen Sprache in den Schulen und öffentlichen Ämtern, eine relativ selbstständige Verwaltung und Förderung der Wirtschaft. Das Abkommen sprach Südtirol in den Bereichen Politik, Kultur, Wirtschaft und Soziales eine selbstständige Verwaltung zu.
Nachdem die Kriegsschäden zu einem großen Teil beseitigt worden waren, kehrte langsam der Alltag in das Leben der Bevölkerung zurück. Tirol begann zu einem hoch entwickelten Land zu werden. Bisher waren sehr viele Menschen Bauern, doch jetzt fanden sie neue Einkommensmöglichkeiten. Besonders wichtig wurde erneut der Fremdenverkehr. Bauernhöfe baute man zu Pensionen um, Hotels wurden errichtet und Berge mit Liften erschlossen. Heute bezeichnet man Tirol sogar als Tourismushochburg. Die wirtschaftliche Situation besserte sich zunehmend und die Bevölkerungszahl stieg wieder an.
Gleichzeitig erfolgte ein Ausbau des Straßennetzes. Man errichtete zahlreiche Passsstraßen, ebenso die Brenner- und die Inntalautobahn und 1978 konnte schließlich der 14 km lange Arlbergstraßentunnel eröffnet werden. Die Entwicklung des Landes zieht aber auch negative Folgen nach sich. Immer wieder gibt es Proteste gegen die steigende Verkehrsbelastung und die dadurch verursachte Belästigung durch Lärm und Abgase.
1969 wurde ein neuer Vertrag unterzeichnet, der den Südtirolern eine größere Autonomie zusichern sollte. Diesen Vertrag nannte man "Paket".
Die Südtiroler erhielten ein ganzes Bündel an Zugeständnissen. Der wichtigste Teil dieses "Pakets" war ein neues Autonomiestatut, das 1972 in Kraft trat. Dieses macht es dem Land Südtirol seither möglich, wichtige Entscheidungen selbst zu treffen ohne auf die Region (damals Trentino-Tiroler Etschland) angewiesen zu sein. Die deutsch- und die ladinischsprachige Bevölkerung wird dadurch stärker geschützt. Zum Beispiel werden Sozialwohnungen nach dem Proporz-System vergeben und um eine Stelle im öffentlichen Dienst zu erhalten, muss die Zweisprachigkeitsprüfung abgelegt werden.
Wir fahren über eine langgezogene Brücke, die im Volksmund „Schwiegermutterbrücke" genannt wird. Einer möchte wissen, woher dieser Name kommt. Josefine erklärt dazu: „Wenn die Baumeister der Brücke gute Arbeit geleistet haben und die Brücke hält, haben sie ein gutes Werk getan und wenn sie bricht, dann auch. (Helles Gelächter im Bus). Es gibt aber auch gute Schwiegermütter, denn ohne Schwiegermütter gibt es auch keine netten Kinder." Welch wahrer Gedanke.
Inzwischen haben wir Klausen erreicht. Die Gemeinde Klausen liegt im Herzen des Eisacktales, Weinreben und Kastanienhaine schmiegen sich an die sonnigen Hänge und bilden zusammen mit Felskuppen, verstreuten Bauernhöfen, sattgrünen Almwiesen und hübschen Ortschaften ein landschaftlich einzigartiges Ensemble. Die Sarntaler Alpen einerseits, der Blick auf die Dolomiten-Zacken auf der anderen Talseite.
Kloster Säben thront fast wie eine Burg gut 200 m über Klausen, malerisch auf einem markanten Felsen, dem sogenannten Heiligen Berg oder Säbener Berg. Seit 1687 ist das Kloster ein Benediktinerinnenkloster, welches von Nonnen des Salszburger Nonnberges erstmals bezogen wurde. Im Jahr 1699 wurde Kloste Säben zur Abtei erhoben und Maria Agnes Zeillerin zur ersten Äbtessin erwählt. Auch heute noch leben Schwestern im Kloster.
Auf dem Säbener Berg befinden sich auch vier Kapellen: die Marienkapelle, die Liebfrauenkirche, die Klosterkirche, der Jubiläumsbrunnen und die Heilig-Kreuz-Kirche. Die letztgenannte war 400 Jahre lang Bischofsitz des "Bistums Sabiona". Um ca. 1.000 n. Chr. wurde der Sitz dann nach Brixen verlegt. Deshalb nennt man ihn den „Heiligen Berg"
Auf der linken Seite liegt das Anbaugebiet des Südtiroler St. Magdalener Rotweins. Traditionell handelt es sich bei diesem Südtiroler Klassiker um eine Cuvee, in der etwa fünf Prozent Lagrein-Trauben enthalten sind. Diese verleihen dem auch als "Königin des Vernatsch" genannten Weines zusätzliche Farbe und Struktur.
Lagrein darf im St. Magdalener den zu mindestens 85 Prozent vertretenen Vernatsch unterstützen. Der Zusatz "classico" darf für die St. Magdalener aus den Lagrein Lagen St. Magdalener, St. Justina, Rentsch, Leitach und St. Peter aufgeführt werden.
Nach soviel Geschichte stellt Josefa eine Frage in den Raum: „Warum kommen die Polizisten immer zu Zweit?." „Einer kann lesen und der andere kann schreiben"
Wir fahren entlang dem Kalterer See nach Kaltern. In der Kellerei Kettmeir sind wir zu Weinprobe angemeldet. Kaltern ist eine Gemeinde mit 7.775 Einwohnern und liegt im Überetsch an der Südtiroler Weinstraße zwischen Eppan und Tramin. Entlang von Etsch und Eisack befindet sich eines der wohl interessantesten Weinbaugebiete Italiens. Ein kleines facettenreiches Gebiet in Höhenlagen zwischen 200 und 900 Metern Höhe, in dem in den letzten 20 Jahren wenig Mühen gescheut wurde, um den ständig wachsenden Ansprüchen der internationalen Publikum gerecht zu werden. Während in den tiefen Hanglagen mit südlicher Ausrichtung und mittelmeerähnlichem Klima gut elegante Rotweine ihr besonderes Habitat gefunden haben, so sorgen in Höhen über 400 Meter mit stark alpin geprägtem Wettereinfluss frische fruchtige Weißweine Jahr für Jahr auch für international Furore.
In der privaten Kellerei Kettmeir empfängt uns Daniel zu einer Führung durch die verschiedenen Keller, in dem zigtausend Flasche lagern. Die Einleitung seiner Führung beginnt im Eingangsbereich mit der Beschreibung der Ernte (oder Lese), die man hier „Wimmen" nennt. Aus ca. 5.000 Doppelzentner, die jedes Jahr geerntet (gewimmt) werden, entstehen daraus ca. 350.000 Weinflaschen. Kaltern ist das zweitgrößte Weinanbaugebiet in Südtirol mit einer Fläche von 850 ha Anbaufläche. Das entspricht einem Volumen von 0,7 %, des gesamten Weinanbaus in Südtirol incl. Oberitalien.
Im Erdgeschoss lagern die frisch gepressten Traubensäfte während der ersten Gärung in den riesigen Edelstahlbehältern, die wesentlich leichter zu reinigen sind, als die Holzfässer. Das ist hygenischer und umweltfreundlicher. In der Mitte des Tanks gibt es eine Kühltasche, die eine bessere Kontrolle bei der ersten Gärung möglich macht. Die Weißweine müssen bei einer Temperatur zwischen 15 und 19 Grad gehalten werden und die Rotweine zwischen 20 und 25 Grad. Die Weine bleiben zwei bis 4 Wochen in den Tanks und werden dann in Flaschen abgefüllt. Der Gärgeruch liegt noch schwer im Raum, das kann man deutlich riechen.

Aus den weißen Trauben entstehen die Weißweine, die roten Trauben lässt man kurzzeitig gären und entfernt dann die Schalen, draus entsteht die leicht rötliche Farbe der Roseé-Weine. Beim Rotwein werden die Schalen ganz mit vergoren. Die Qualität wird nicht in Öchsle gemessen sondern in Messeinheit „ Klosterneuburger" (KMW) .
Die Klosterneuburger Mostwaage ist eine Senkspindel zum Messen des Zuckergehalts von Most. Im österreichischen Weinbau wurde sie vom ersten Direktor des Önologisch-Pomologischen Institutes in Klosterneuburg von August Wilhelm von Babo 1861 eingeführt und später vom italienischen Weinbau übernommen (Babo-Grade). Die Skala zeigt direkt den Zuckergehalt des Mostes in Prozenten (g/100g) an. Der mutmaßliche zuckerfreie Extraktgehalt ist von vornherein abgezogen.
Danach geht es einen Stock tiefer. Dort lagern zigtausend der abgefüllten Weine in Flaschen, die dann zu Sekt verarbeitet werden. Je nach Jahrgang werden die Flaschen mit anders farbigen Kronkorken verschlossen. Die Flaschen bleiben solange hier, bis die zweite Gärung abgeschlossen ist und aus Wein Sekt wird. Das dauert bis zu 30 Monaten. Danach kommen sie auf einen Rüttelbullen und bleiben bis zu vier Wochen in Bewegung. Dadurch entsteht der notwendige Druck von bis zu 8 bar in der Flasche. Wenn so eine Flasche zerbricht, fliegen dem Arbeiter die Glasscherben um die Ohren und das kann sehr gefährlich werden. Deshalb ist eine Schutzkleidung unerlässlich. Danach werden die Flaschen minus 20 Grad schockgefroren, um den Hefeabsatz heraus zu bekommen. Erst dann werden sie mit einem Naturkorken geschlossen und kommen nach ca. vier Jahren in den Verkauf. Dann geht es noch einen Stock tiefer, wo Weine in Eichenholzfässern mit einem Fassungsvermögen von 225 Litern (Barrique), die bis zu drei Jahre lagern. Der Keller liegt sechs Meter unter dem Erdgeschoss und wurde bereits 1903 gebaut. Hier herrscht eine gleich bleibende Temperatur von 15 Grad mit eine Luftfeuchtigkeit von 80 %.
Daniels Spruch: „Junger Wein und alte Weiber, sind die besten Zeitvertreiber" kommt sehr gut an. Dann geht es wieder nach oben. Mit viel Witz und Charme serviert Daniel die verschiedenen Weine zum Verkosten.
Der erste Wein ist ein Südtiroler Weissburgunder 2013. Er schmeckt leicht und fruchtig. Der Zweite ist ein Südtiroler Lagrein Rosé mit einem delikaten und angenehmen Duft nach Walderdbeeren und Sauerkirsche. Der dritte ist ein Klassischer Kalterersee mit einer granat-roten Farbe und einem fruchtigen Geschmack. Der Vierte ist ein Südtiroler Cabernet, vollmundig am Gaumen.

Der letzte ist ein Goldmuskateller Vallagarine, 2012, ein Weißwein mit einer Frische und angenehmer Süße am Gaumen. Die entsprechenden Kommentare und witzigen Einlagen wie
„Siehst du deine Schwiegermutter am Kalterer See winken, lass sie ruhig sinken" oder
„Wenn sie nicht mehr will und er nicht mehr kann, dann ist ein echter Kalterer dran" oder
„Was bedeutet drei Frauen in der Küche?" - „Eine artgerechte Haltung"
sorgen für viel Gelächter. An schließend decken sich einige noch mit ein paar Flaschen echten Kalterer Wein ein.
Gegen 12.25 Uhr verlassen wir dieses gastliche Haus und fahren weiter Richtung Meran. Jetzt hat Josefine wieder das Wort. Im Bus ist es merklich lauter geworden. Es geht vorbei an St. Michael und St. Pauls im Etschtal in Richtung Meran. Das Schloss Trauttmansdorff befindet sich am östlichen Rand der Stadt Meran im Burggrafenamt und beheimatet das Touriseum. Das Schloss liegt mitten im Botanischen Garten, der im Jahr 2001 eröffnet wurde. Bekannt geworden ist das Schloss unter anderem durch den Kuraufenthalt der österreichischen Kaiserin Elisabeth (Sissi). Das Areal hat eine Fläche von 12 Hektar und ein Wegenetz von 7 Kilometern; der Höhenunterschied beträgt 100 Meter. Eigentümer ist die autonome Provinz Bozen.
1300 entstand auf dem Gelände des heutigen Schlosses eine kleine Burg, die Neuberg hieß. Die Adelsfamilie Trauttmansdorff kaufte die Burg im Jahr 1543. Der Sohn des Käufers, Franz, ließ die Burg in großem Stil erweitern. Nachdem diese Linie des Trauttmansdorffer Geschlechts ausgestorben war, verfiel die Burg zusehends. Im Jahr 1777 stürzte sogar ein Turm ein, der die Burgkapelle zerstörte. Im Jahr 1846 zog Joseph von Trauttmansdorff, Graf der Stgeiermark, ins Meraner Land und kaufte die bereits zerfallene Burg auf, die 150 Jahre zuvor von seinen Verwandten verlassen worden war. Auch Joseph von Trauttmansdorff erweiterte die Burg, die seitdem Schloss Trauttmansdorff genannte Burg wurde zum Vorbild für viele neugotische Schlösser in Südtirol. Reichsritter Moritz von Leon, vermutlich ein unehelicher Sohn Josephs, erbte das Schloss. 1870 erwählte Kaiserin Elisabeth von Österreich das Schloss für ihren Kuraufenthalt in Meran. Sie belegte zusammen mit ihren beiden Töchtern Giksela und Marie Valerie die oberste Etage des Schlosses. Sie wohnte sieben Monate auf dem Schloss. Schon wenige Wochen nach ihrer Ankunft berichteten österreichische Zeitungen von der Genesung Marie Valeries, was Meran als Kurstadt berühmt machte. 1889 besuchte Elisabeth das Schloss erneut. Moritz von Leon, der Gastgeber der Kaiserin, musste schließlich nach und nach all seine Besitztümer verkaufen, darunter auch Schloss Trauttmansdorff. Der Käufer war Friedrich von Deuster aus Kitzingen. Er stockte das Schloss auf, legte Obstwiesen und Gärten an und verlieh dem Schloss einen neuen Glanz. Doch die Blüte des Schlosses wurde durch den Beginn des Ersten Weltkrieges beendet, weil Südtirol direkt an der Frontlinie lag. Nach Ende des Zweiten Weltkrieges stand das Schloss leer, man suchte einen neuen Käufer. Als sie im Jahr 1977 das Schloss noch immer nicht veräußert war, fiel es an die Südtiroler Landesverwaltung, die 1990 endlich eine Verwendung dafür fand: Im Inneren wurde das Touriseum eröffnet, und rundherum fand der Botanische Garten Merans seinen Platz. Auf dem zwölf Hektar großen Areal wurden vier Zonen geschaffen, die fließend ineinander übergehen: Waldgärten, Sonnengärten, Wasser- und Terrassengärten und die Landschaften Südtirols. Eine besondere Attraktion ist die australische Wollemie (Wollemia nobilis), ein immergrüner Urzeitenbaum, der wie ein Juwel mit einem Stahlkäfig geschützt wird. Die Gärten von Schloss Trauttmansdorff erstrecken sich auf einer Fläche von 12 Hektar in Form eines natürlichen Amphitheaters über einen Höhenunterschied von 100 Metern. Das eröffnet beeindruckende Perspektiven auf exotische Gartenlandschaften sowie atemberaubende Ausblicke auf die umliegende Bergwelt und Meran. In über 80 Gartenlandschaften blühen und gedeihen verschiedenste Pflanzen aus aller Welt. Egal ob Jung oder Alt, Botanikexperte oder Laie, die Gärten von Schloss Trauttmansdorff sind ein einzigartiger Mix aus botanischem Garten und Freizeitattraktion. Vielfältige Erlebnisstationen, eindrucksvolle Themengärten, Künstlerpavillons und thematisch verwandte Fauna machen aus den Gärten von Schloss Trauttmansdorff eine bunte Erlebniswelt. Das Touriseum, (Landesmuseum für Tourismus) vermittelt originell 200 Jahre Tourismusgeschichte in Tirol und Meran. Die zwei Stunden, die wir für diese wundervolle Anlage bekommen, gehen zu schnell vorbei. Es ist zwischenzeitlich 24 Grad bei strahlendem Sonnenschein. o fahren wir um 15.15 Uhr weiter. Wir haben noch einen Programmpunkt vor uns, das Obstbaumuseum in Lana. Das Südtiroler Obstbaumuseum liegt in dem hervorragend erhaltenen mittelalterlichen Ansitz Larchgut in Niederlana. Dort erhalten wir während einer Führung einen umfangreicher Einblick in das Thema Obstbau. Zudem zeigen 60 informative Schautafeln bei einem Rundgang die geschichtliche Entwicklung des Obstbaus im Etschtal. Den Abschluss des Rundgangs durch das Museum bilden die Exponate im Wirtschaftsgebäude, die dem Besucher die Entwicklung der Transportmittel und die Arbeit der Obstbauern im Wandel der Zeit näher bringen. Zu sehen ist unter anderem die älteste Weinpresse des Landes, die auf das Jahr 1570 datiert. Das Südtiroler Obstbaumuseum ist mit 18.500 Hektar das größte zusammenhängende Obstanbaugebiet Europas. Sechs Milliarden Äpfel werden hier Jahr für Jahr erzeugt. Lana ist die größte und zugleich eine der ältesten Obstbaugemeinden des Landes und daher für eine museale Aufbereitung des Themas Obstbau geradezu prädestiniert. Viele Jahrhunderte hindurch wurden Apfelbäume zur Selbstversorgung rund um die Hofstelle angepflanzt. Die Errichtung der Eisenbahnlinie über den Brenner förderte den Apfelexport. Ende des 19. Jahrhunderts entstanden schließlich die ersten Obstgenossenschaften und damit begann die kommerzielle Vermarktung. Der Schutz der Obstkulturen vor den Frühjahrsfrösten ist die Grundlage für eine erfolgreiche Ernte, ohne Schutz der Blüten und der entstehenden Früchte bei Temperaturen unter dem Gefrierpunkt können massive Ernteausfälle eintreten. Gerade der physikalische Vorgang des Schutzes durch den Aufbau einer Eisschicht scheint verwunderlich, bietet außergewöhnliches Bildmaterial und ist in jeder Hinsicht ein häufig hinterfragtes Phänomen, auf das die Ausstellung eine Antwort geben will. Bereits von Beginn an spielt der Pflanzenschutz eine wichtige Rolle. Gezeigt wird die Entwicklung vom einfachen Abkratzen der Baumrinde bis zu den heutigen modernen Methoden im integrierten Pflanzenschutz und biologischen Anbaus Der Ansitz Larchgut besteht aus einem mittelalterlichen Wohnturm, der im Jahre 1301 erstmals urkundlich erwähnt wird, um 1530 wurde ein gotischer Anbau hinzugefügt, der sich über drei Stockwerke erstreckt. Das Gebäude wurde teilweise als Lazarett, dann als Volksschule und später als Gericht genutzt. Die Eingangshalle ist mit Quaderpfeiler und Kreuzgratgewölbe ausgestattet, in zweiten Stock befindet sich der sogenannte Barocksaal mit Stuckdecken. Zum Museum gehören weiters das Wirtschaftsgebäude (Stadel) und der Hofraum mit kleinem Obstanger. Für viele wirkt diese Besichtigung ermüdent und sie sind froh, als wir wieder zum Bus gehen können. Damit wir den richtigen Weg finden, hat Dietmar Pfeile auf die Straße gemalt, so kann nichts mehr schief gehen und er hat alle seine Schäfchen bald wieder im Gehege.
Gegen 18.30 Uhr erreichen wir wieder das Hotel. Josefine verabschiedet sich und lobt u.a. die Pünktlichkeit der Gruppe. Stefan sagt „Vielen Dank" zu ihr und überreicht den entsprechenden Obolus für ihre hervorragende und vielseitige Informationen über ihre Heimat Südtirol.

Für heute ist ein Galadinner angesagt. Die ganz Hungrigen stehen schon eine Zeit vorher vor dem Restaurant und warten auf Einlass.
Das Salatbüfett ist heute bereichert durch Muscheln, Shrimps-, Eier- und Nudelsalat. Diejenigen, die etwas später kommen, stehen vor den leergeputzten Platten, eine Nachschlag gibt es nicht. Pech gehabt! Das streut Unmut.
Zum Dinner gibt es einen Gemüsestrudel, eine Flädlessuppe, Lendchen mit Kartoffelküchle und Schwarzwurzel und zum Schluss Joghurt mit Heidelbeeren.
Die dazugehörende Musik gab es bereits gestern. Also bleibt nur der Gang ins Bett.

Dienstag, 16. September 2014 - 4. Tag

Die Abfahrt ist für 9 Uhr angesetzt. Stefan und Sibylle verabschieden sich von uns, weil sie in dieser Gegend noch ihren Urlaub verbringen wollen. Er wünscht uns eine gute Heimfahrt. Die Gipfel der Berge versinken in Nebelschwaden, die bis ins Tal reichen. Das Thermometer zeigt 15 Grad an. Wir fahren in Richtung Brenner Autobahn, am Brenner See vorbei. Bis nach Innsbruck sind es nur 29 Kilometer. Für den Stadtspaziergang erhalten alle einen Stadtplan von Innsbruck zur besseren Orientierung. Vor uns liegt das Karvendelgebirge und bald sind wir wieder in Österreich. Es geht über die berühmte Europabrücke und vorbei am Beginn des Stubaitals. Um 10.30 Uhr fährt Dietmar den Bus auf den großen Busparkplatz. Von dort geht es nur wenige Meter durch den Hofgarten zur Altstadt von Innsbruck.
Als Erleichterung gönnen wir uns eine halbstündige Kutschfahrt. Von der Hofburg aus geht es zum Burggraben, Franziskanerplatz in die Museumsstraße, vorbei an der alten Mauer, Rathausgalerie, Adolf-Pichler-Platz, Schwörgericht, in die Maximilian-Straße, Franziskaner Kloster, Tiroler Landesmuseum, kurzer Blick auf die Anna-Säule und wieder zurück zum Hofgarten.
In der Mitte der Maria-Theresien-Straße wurde zum Dank für die Befreiung vom bayerischen Einfall am Tag der Heiligen Anna (26. Juli) 1703 von den Tiroler Landständen dieses Denkmal gestiftet. An der Spitze der korinthischen Säule aus rotem Marmor thront eine Statue der Maria Immaculata auf einer Mondsichel. Das Podest umgeben die Statuen der Heiligen Kassian, Vigilius, Georg und Anna, die vom Trentiner Bildhauer Christoforo Benedetti geschaffen wurden. Innsbruck ist eine historisch gewachsene Stadt, in der die HerrscherInnen der K. u. K. Monarchie seit der ersten Hochblüte um 1500 ihre gestalterischen Ideen verwirklichten. Bauwerke aus der Gotik, der Renaissance, dem Barock und dem Klassizismus laden zu einer Reise in die Vergangenheit ein: Das „Goldene Dachl", die Hofburg und Schloss Ambras stehen für die Zeit der Habsburger. Anschließend gehen wir zu Fuß durch den Stadtturm bis zum historischen Gebäude mit dem Goldenen Dachl.
Innsbrucks berühmtes Wahrzeichen liegt mitten in der mittelalterlichen Altstadt, einem der schönsten und besterhaltenen Stadtkerne Österreichs. Kaiser Maximilian I. ließ den Prunkerker mit 2657 feuervergoldeten Kupferschindeln an der ehemaligen Residenz Herzog Friedrichs IV. errichten. Das Goldene Dachl beherbergt nicht nur das gleichnamige Museum, in dem die Zeit Maximilians vorgestellt wird, sondern auch den Sitz des "Ständigen Sekretariats der internationalen Alpenkonvention". Die Alpenkonvention ist ein völkerrechtlich verbindlicher Vertrag zwischen den acht Alpenanrainerstaaten mit dem Ziel, die nachhaltige und umweltverträgliche Entwicklung des Alpenraumes zu sichern. In den Engen Gassen drücken sich die Besucher von Geschäften und Imbiss durch. Bald tun die Beine weh und langsam gehen wir zurück zum Ausgangspunkt. Aber ein echter Tiroler Speck muss noch unbedingt her. In einer kleinen Seitengassen entdecken wir einen Speckladen und kaufen ein Stück von dem geräucherten Schinken. Pünktlich zur ausgemachten Zeit sind wir wieder am Bus. Es ist inzwischen 27 Grad warm. Um 12.30 Uhr fahren wir weiter. Die Sonne strahlt vom Himmel, es ist eine wahre Pracht. Als wir aus Innsbruch herauskommen, zeigt sich kurz die berühmte Sprungschanze Bergisel. Majestätisch thront die neue Sprungschanze auf dem geschichtsträchtigen Bergisel, wo vor 200 Jahren die Tiroler Bauern unter Andreas Hofer gegen die bayrischen und französischen Besatzer drei Schlachten gewannen und die vierte verloren. Bereits 1925 wurde hier die erste Sprungschanze errichtet, dem nach dem 2. Weltkrieg ein weiterer Bau folgte. Bei den Olympischen Spielen 1964 und 1976 wurde das olympische Feuer auf dem Bergisel entzündet. Seit 2002 bildet der nagelneue Sprungturm ein architektonisches Wahrzeichen von Innsbruck.
Wir steuern dem Fernpass zu und lassen das Sonnenplateau von Obsteig vorbeiziehen. Die Zugspitze ist bei dem Wetter gut zu sehen. Nach dem Lermoostunnel muss der Bus mit Treibstoff versorgt werden. Dazu gibt es eine kurze Pinkelpause an der Raststätte.
Gegen 14.27 Uhr passieren wir die Grenze nach Deutschland. Im Bus ist es verdächtig ruhig geworden, Augenpflege ist angesagt. Nach dem Allgäuer Tor ist bei Illertissen Ost die nächste längere Pause fällig. Als wir frisch versorgt weiterfahren, kommt schon der erste Stau vor uns. Das kann unseren Zeitplan für das Abendessen durcheinander bringen.
Als wir Herrlingen erreichen und das Hinweisschild nach Reutlingen lesen, kommen langsam heimatliche Gefühle hoch. Aber bevor wir endgültig die Heimreise antreten, werden wir im Gasthof Ochsen in Berghüllen zu Abend essen. Die Wirtschaft ist bekannt für gutes Essen und schneller Service. Alle sind zufrieden. Bevor wir weiterfahren, stellen sich alle noch zu einem Gruppenfoto auf.

ST P2

Auf den letzten Kilometern resümiert Dietmar nochmal die vergangenen Tage und ist überzeugt, dass es allen gefallen hat, sowohl die Reise, das Hotel, das Essen und die entsprechenden Ausflüge. Dem kann ich nur zustimmen. Trotzdem bin ich froh, als wir gegen 19.30 Uhr in Kirchentellinsfurt eintreffen und den kurzen Weg mit dem Auto nach Hause kommen.
Mit einem Rommel Gedicht schließe ich diesen Bericht und sage Danke für die schöne Zeit mit der OGV-Familie.
„Einem Schwaben über vierzig, plötzlich der Verstand verwirrt sich.
Besteigen wollte er das Matterhorn, ach wäre er doch vorher g'scheit worn."

Kirchentellinsfurt, 24. September 2014
Ingeborg Schauer