Lehrfahrt Ulm und Illertissen - Mai 2011
Es scheint so, als ob sich alle auf einen schönen Ausflug gefreut hätten, denn überpünktlich konnten wir im fast vollbesetzten Bus starten. Der Morgen zeigt mit 14 Grad nicht gerade sein schönstes Maigesicht. Über Rommelsbach geht es in Richtung Metzingen und Urach durch den Wald auf die Höhe nach Feldstetten. Vorbei an Blaubeuren, Herrlingen und Blaustein taucht in der Ferne bereits das Ulmer Münster auf. Beim Abzweig Wiblingen biegen wir rechts ab ins Industriegebiet Donautal. Dort werden wir im Müllheizkraftwerk zu einer Führung erwartet. Im Vortragsraum dürfen wir Platz nehmen und bekommen einen Film über die Arbeit in der riesigen Anlage des Zweckverbandes TAD zu sehen.
Danach werden wir alle mit Walkman und grünem Helm ausgestattet und im Betrieb herumgeführt. Im Müllheizkraftwerk Ulm-Donautal wird der Restmüll von mehr als 1 Mio. Einwohnern aus sechs Landkreisen und zwei kreisfreien Städten entsorgt. Das Müllheizkraftwerk nur unter dem Aspekt "Entsorgung" zu betrachten, wäre zu kurz gedacht. Es versorgt die Bevölkerung nämlich auch mit Fernwärme und Strom. Mit der Fernwärme werden Privathaushalte in Ulm-Wiblingen und Teile des Industriegebiets Donautal versorgt. Bei dem eineinhalbstündigen Rundgang mit Herrn Renz lernen wir die hochmoderne Anlage kennen. Ausgehend von der Krankanzel, in der der zerkleinerte Müll mit einem großen Kran in den Einfülltrichter gelangt, bis zur Brennkammer, wo die eigentliche Verbrennung mit einer Temperatur bis zu 1.100 Grad durch ein Schauglas beobachtet werden kann. Nach dem sehr interessanten Rundgang geben wir die grünen Helme wieder ab und Walter bedankt sich bei Herrn Renz für die gute Führung. Um 11 Uhr zeigt das Thermometer am Bus bereits 25 Grad ab. Es scheint eine schöner Tag zu werden. Wir verlassen Baden-Württemberg und überfahren die Grenze zum Freistaat Bayern. Ab Neu-Ulm geht es auf der B 10 in Richtung Augsburg. Bei der Abzweigung Pfaffenhofen biegen wir rechts ab und nach wenigen Minuten erreichen wir Finningen, wo wir im Landgasthof Hirsch zu Mittag essen werden. Um 13.15 Uhr fahren wir weiter, ein kurzes Stück auf der A 7 in Richtung Füssen. Wenig später biegen wir auf die B 124 ab in das Industriegebiet Ost und folgen nach ca. 500 Meter der zwei Kilometer langen Beschilderung zur Staudengärtnerei Dieter Gaissmayer. Dort werden wir von Silvia Walcher begrüßt und mit vielen interessanten Erklärungen durch die riesige Gartenanlage geführt. Unter grünen Dächern gedeihen Pflanzen, die als Schattenpflanzen bezeichnet werden. Die unterschiedliche Einteilung zeigen Pflanzen für Balkon und Kleingarten, Küchen- und Teekräuter der besonderen Art sowie Heilpflanzen und Zauberkräuter. Die Pflanzen sind robust und widerstandsfähig, es sind alle echte Bio-Pflanzen. Als Staude bezeichnet man winterharte mehrjährige Pflanzen, die nach einer winterlichen Ruhepause wieder neu austreiben. Stauden haben keine allzu hohen Ansprüche und gedeihen in den verschiedensten Lebensbereichen. Es gibt Stauden für heiße, trockene Plätze in der prallen Sonne und Stauden, die den kühlen, feuchten Schatten bevorzugen. Stauden wirken an jedem Standort anders. Unter den Stauden gibt es eine reichhaltige Auswahl an pflegeleichten Pflanzen. Das breite Sortiment ist und bleibt in erster LinieAusdruck langjähriger und kontinuierlich fortgeführter Sammelleidenschaft und Sichtungsarbeit.
Ein Spaziergang über den Mutterpflanzenacker mit Schwerpunkt auf Pfingstrosen verdeutlicht dies in überzeugender Weise. Das gesamte Angebot umfasst über 3000 Arten und Sorten bewährter Stauden, Biokräuter, duftende Pflanzen, sowie ein großes Phlox-Sortiment (Zierpflanzen mit rotem Farbstoff wie Mohn). „Ein Garten ohne Phlox ist ein Irrtum“, befand der Altmeister Karl Foerster, und dem können wir uneingeschränkt zustimmen. Zahlreiche Stauden für den ländlichen Garten und viele Raritäten, Besonderheiten und Neuheiten sind in Themenbereichen und nach Wasserbedarf zusammengefasst. Allein das Minzen-Angebot umfasst mehr als 50 Sorten und dürfte damit nahezu einzigartig in Deutschland sein. Im Laboratorium, liebevoll „Türkenluise“ genannt, sind Stauden ausgepflanzt, dessen Eigenschaften noch weitgehend unbekannt sind. Hier werden Bodenverträglichkeit und Qualität von Pflanzen wie Standfestigkeit, Winterhärte, Wüchsig- und Blühfreudigkeit getestet. Nach fast einer Stunde Spaziergang durch die herrlichen Gärten freut sich jeder auf eine Tasse Kaffee und ein Stück Kuchen. Um 16 Uhr beenden wir den belebenden Besuch in der schönen Gärtnerei und fahren zurück Richtung Ulm. Kurz nach Blaubeuren taucht eine dunkle Wolkenfront vor uns auf. Es fängt leicht zu regnen an und das Thermometer fällt auf 22 Grad. Wir biegen rechts ab und erreichen kurz danach den kleinen Ort <Berghülen> bei Bühlenhausen. Hier hat sich Helmut Fried einen Kindheitstraum erfüllt und ein „Kutschen-Wagen-Museum“ aufgebaut. Diese private Sammlung auf einer Fläche von 7500 m² hat Herr Fried in zwanzig Jahren zusammengetragen. Als er 1976 sein erstes Pferd bekam, baute er sich seine eigene Kutsche. Ein Jahr später erwarb er das erste Fahrzeug, einen „Bernerwagen“ Baujahr 1910. So begann die Sammelleidenschaft, die bis heute über 100 Exemplare aus den letzten zwei Jahrhunderten umfasst, darunter sind Handwagen, Schubkarren, Transportwagen, Schlitten, Kutschen und Pferde-Geschirre. Die Ausstellungsstücke stammen aus den verschiedensten Regionen Deutschlands und einige sogar aus Österreich, Ungarn und Russland. Mit lebhaften Erklärungen führt uns Herr Fried persönlich zu den einzelnen Wagen und Kutschen und erzählt seine Anekdoten, die er über jedes einzelne Stück weiß. Auch einige von uns erinnerten sich noch an die eine oder andere Verwendung solcher Wagen aus der eigenen Kindheit. Im unteren Bereich befinden sich hauptsächlich Transportfahrzeuge wie z.B. ein Heuwagen oder ein Funktionswagen oder ein spezieller Langholzwagen, die meistens stammen aus dem 19. und 20. Jahrhundert. Der Militärwagen ist aus dem Jahr 1914. Neben zwei historischen Feuerleitern führt eine Treppe auf die Empore. Im oberen Bereich stehen Kutschen für alle Bedürfnisse, von der Hochzeitskutsche bis zum Leichenwagen. Im Winter wurden vor allem Schlitten benutzt. Nachgestellt ist eine gute Stube mit Sofa, Nähmaschinen, Bügeleisen und Kinderwagen neben alten Pferdehalftern und Kummets. Anschließend wird uns in der Halle ein deftiges Vesper serviert. Bevor wir diese gastliche Stätte wieder verlassen, wir noch ein Gruppenbild gemacht. Herr Fried verabschiedet sich im Bus von uns und bescheinigt uns, eine sehr interessierte Gruppe gewesen zu sein. Gegen 19 Uhr treten wir die Heimreise über die Alb und Urach an und sind kurz nach 20 Uhr wieder in Kirchentellinsfurt. Wir danken unserem Vorstand Walter recht herzlich für diesen interessanten und lehrreichen Ausflug. Wie immer gibt es einen ausführlichen Bericht mit Fotos bei der Schriftführerin.
Ingeborg Schauer