Lehrfahrt Rielingshausen - Mai 2012
Lehrfahrt am 19. Mai 2012 nach Rielingshausen zur Firma Stirm und nach Bönnigheim ins Schnapsmuseum
Die Welt gehört dem,der sie genießt (Giacomo Leopardie 1798-1837)
Mit leichtem Übergewicht starten wir im vollbesetzten 50iger-Bus, mit Dietmar am Steuer, zu unserer ersten Lehrfahrt in diesem Jahr. Nachdem das Platzproblem gelöst war, ging es bei 14 Grad und blauem Himmel pünktlich um 8 Uhr los. Zuerst fahren wir auf der B 27 in Richtung Stuttgart über Ludwigsburg nach Rielingshausen, ein Stadtteil von Marbach. Dort werden wir von der Familie Stirm schon erwartet.
Als Erfrischung stehen Kaffee sowie eigener Apfelsaft und andere Getränke für uns bereit, die dankend angenommen werden. Die Firma Stirm ist den meisten der Teilnehmern durch seinen wöchentlichen Marktstand am Rathausplatz in Kirchentellinsfurt bekannt. Danach führte uns der Senior Walter Stirm und sein Sohn zuerst durch einen Teil der Obstanlagen. Die Familie verfügt über 35 ha Obstanlagen, davon 8 ha Apfelbäume mit verschiedener Sorten, 9 ha Erdbeeren, 4 ha Walnüsse und der Rest mit Himbeeren, Johannisbeeren und Kirschen. Seit Generationen ist der Familienbetrieb in Landwirtschaft und Weinbau tätig. Durch die Vorliebe für den Obstbau wurde 1958 ein neuer Schwerpunkt gesetzt. So entstand im Laufe der Jahre ein reiner Obstbaubetrieb, in dem alles an Obst und Beeren angebaut wird, was die Natur in unseren Breiten möglich macht. 1994 wurde eine Plantage um Walnüsse erweitert. Die Aufbereitung mit waschen, trocknen und sortieren erfolgt auf dem eigenen Hof. Seit 2008 wird ein eigenes Walnussöl produziert.
Begrüßung bei Kaffee und Brezeln
Bei dem Rundgang durch die große Obstanlage darf im Erdbeerfeld auch genascht werden. Anschließend geht es mit dem Bus durch den historischen Ortskern von Rielingshausen, vorbei am Rathaus mit alten Brunnen, der 200 Jahre alten Kirche und dem Schulzentrum.
Im Betrieb wird uns dann die eigens für die Walnüsse entwickelte Maschine vorgestellt, die die Nüsse von den Schalen trennt. Dann kommen die zerkleinerten Nüsse in eine Art Ölmühle. Heraus kommt ein hochwertiges Speiseöl, von blasser bis hellgelber Farbe und relativ dünnflüssig. Es hat einen intensiven, nussigen Geschmack und zeichnet sich durch einen besonders hohen Gehalt an ungesättigten Fettsäuren aus. Der ausgepresste Trester kommt als Pellet aus der Mühle und wird als Heizmaterial verwendet.
Im gut sortierten Laden kann man sich für den Hausbedarf mit Obst, Spirituosen und leckerer Marmelade eindecken.
Inzwischen hat die Familie Stirm ein leckeres Mittagessen bereit gestellt. Es gibt Schweinehals und Kartoffelsalat, der ausgezeichnet schmeckt.
Gegen 13.30 Uhr verabschieden wir uns von der gastlichen Familie Stirm und fahren weiter. Das Thermometer zeigt inzwischen 24 Grad an. Im Bus entwickelt sich eine lebhafte Diskussion.
Die Fahrt geht vorbei an schönen Weinhängen bei Großbottwar, Kirchheim (Kreis Ludwigsburg) und Hohenstein. Nach knapp einer halben Stunde erreichen wir <Bönnigheim>. Dort gibt es ein interessantes „Schnapsmuseum“. Der Leiter, Herr Sartorius, erwartet uns schon und führt mit lockeren Sprüchen durch das alte Gebäude.
„Willkommen im Schwäbischen Schnapsmuseum Bönnigheim“
so begrüßt uns Herr Sartorius. „Wir sind ein in Deutschland einzigartiges Schnapsmuseum und sind in jeder Beziehung mehr als eine Schnapsidee“.
Das Schwäbische Schnapsmuseum zeigt die Entwicklung der Destillationstechnik von den Anfängen bis heute. Der älteste Beleg der Alkoholdestillation in Deutschland ist ein Rosenhut in Frauenform aus Konstanz von 1250. Es waren weise Frauen, die kostbare Medizin herstellten. Darunter die Apothekerin Dorothea Bucher, die 1676 als weise Frau bezeichnet wurde und als Hebamme und Wasserbrennerin Arznei durch Destillation herstellte. In der Neuzeit wurden sie dann von den männlichen Apothekern zunehmen in ihrer Tätigkeit eingeschränkt.
Als Rosenhut wird der spitz zulaufende Aufsatz des Destilllationsgefäßes bezeichnet, auf diesem im Mittelalter gebräuchlichen Typ basiert der gezeichnete Aufsatz in Frauenform. Später vereinfachten größere Kupferkessel und eine ausgetüftelte Technik das Schnaps brennen. Des weiteren verfügt das Museum über eine stattliche Anzahl an beschlagnahmten Destillieranlagen. Die Schwarzbrenner bewiesen dabei Kreativität und Einfallsreichtum. Gefängnisinsassen benutzten Plastikkanister mit Tauchsiedern als Destillierspirale.
Eine eigene Abteilung ist der Entwicklung der Destillationstechnik über „Geheimbrennerei-Schwarzbrennerei“ gewidmet.
Das 1993 von der Historischen Gesellschaft Bönnigheim e.V. gegründete Schwäbische Schnapsmuseum ist in seiner Form einzigartig.
Es befindet sich in einem frühgotisches, zweigeschossiges Steinhaus aus dem 13. Jhd. (gebaut 1296) und liegt im Mainzer Hof, dem früheren Pfleghof der Michaelskirche. Das Museum zeigt die Kulturgeschichte des Alkohols in verschiedenen Themenbereichen und erfreut sich seit Bestehen über stetig steigende Besucherzahlen. In diesem Jahr wird der 88.888 Besucher erwartet. Herr Sartorius beginnt mit seinem Rundgang durch das Gebäude:
„Vier Dinge sollte man sich von Bönnigheim merken:
1. Hier lebte die kinderreichste Frau der Welt
2. Bönnigheim war die erste Viersektorenstadt Deutschlands,
3. in Bönnigheim wurde der erste von einer Frau verfasste Roman geschrieben. (Sophie La Roche war Autorin des ersten deutschen Frauenromans), und
4. Bönnigheim hat das einzige Schnapsmuseum
und das Wichtigste lernen Sie jetzt kennen“.
Zum Thema Schwarzbrennerei und Geheimbrennerei gibt es zwei Varianten:
„Ein Schwarzbrenner ist ein offizieller Schnapsbrenner, der eine angemeldete Anlage hat, aber ohne Anmeldung brennt. Ein Geheimbrenner ist einer, der sich selber eine Anlage zusammenbaut und heimlich brennt.“
Nach einer wirklichen interessanten und lustigen Führung gibt es im gemütlichen Gewölbekeller des Steinhauses Kaffee und Kuchen. Daneben stehen kleine Gläser bereit, für diejenigen, die sich einer Schnapsprobe unterziehen wollen. Mit Witzen und Trinksprüchen werden die einzelnen Schnäpse und Liköre verkostet.
Erste Weisheit:
„Schnapstrinker sind Umweltschützer“
Schnapsbrenner verarbeiten die Erträge aus den Streuobstwiesen,
und sorgen so für den Erhalt der Streuobstwiesen.
Das Wasser gibt dem Ochsen Kraft, den Menschen macht es Dackelhaft.
Als erstes wird ein Birnenbrand auf den Tisch gestellt. Einschenken darf sich jeder selbst, der dafür extra bezahlen möchte. Dazwischen gibt es zu jedem Schnaps einen Witz oder Anekdote.
Wilhelm's Schwabentrank
Seit alter Zeit die wackeren Schwaben,
gern den Trank genossen haben,
der erfrischt, stärkt das Gemüt,
der Geist durch alle Ecken sprüht,
der Trank stärkt auch des Menschen Kraft
und so stets Wohlbehagen schafft,
so wird der Leib, der Geist nie krank,
durch diesen edlen Schwabentrank.
Hergestellt unter Verwendung heimischer Kräuter und Früchte.
Es folgen ein Weintresterschnaps, im Holzfass gereift, ein Kirschobst-schnaps, ein Williamsbrand mit Birne, ein Himbeergeist, aromareich und zuckerarm, Blutwurz als Medizin. Dann folgen die Liköre wie Wilhelm's Schwabentrank, ein Schattenmorellenlikör, ein Liebeslikör aus der Quitte, die als Zeichen der Liebe gilt und ein Burgunderlikör. Zum Schluss noch ein Wildbeerenlikör, ein feurig süßer Schwarze-Träuble-Likör und der letzte ist ein Pflaumensahnelikör.
Trinkspruch:
„Trink ich, hink ich, trinke ich nicht, hink ich auch“
Witz zum Tresterschnaps:
„Eine Frau brachte ein schwarzes Kind zur Welt. Der junge Vater war sehr entrüstet darüber. Die Frau erklärte ihm, sie haben dem Kind Muttermilch von einer Negerin gegeben. Dies erzählte der junge Vater seiner eigenen Mutter. Diese zeigte Verständnis dafür und erklärte ihren Sohn, dass sie ihm früher Kuhmilch gegeben habe und er deshalb heute ein Ochse ist.“
Zum Kirschobstschnaps:
„Ein Ehepaar bucht einen Rundflug. Während des Fluges wird nur gestritten. Der Pilot schreit, seid endlich ruhig. Wenn ihr jetzt ruhig sein, braucht ihr nachher nichts bezahlen. Das zeigt Wirkung, keiner redete mehr ein Wort. Das kommt dem Piloten komisch vor, er fragt den Mann nach dem Flug, ob es ihm nicht gefallen hat, weil er nichts gesagt hat. Der Mann antwortet: Als meine Frau hinausfiel hätte ich am liebsten gesagt: Hoppla“
Kommentar zum Williamsbrand:
Ein Mann will heiraten, hat aber etwas Probleme mit seiner Podenz. Deshalb geht er vorher zum Arzt. Der schreibt auf das Attest: „N N Z B“
Seiner jungen Braut erklärt er das so: „NOCH NICHT ZUM BIEGEN“. Nach der Hochzeitsnacht stellt die junge Frau fest: „NUR NOCH ZUM BUMSEN“
Zum Pflaumenlikör:
„Eine Frau trifft eine Fee die sagt: Du hast bisher so viel gearbeitet, jetzt hast du 3 Wünsche frei, aber denk daran, dein Mann bekommt immer das 10fache davon.
- 1. Wunsch – die Frau will schöner werden. Also wird der Mann 10 Mal schöner.
- 2. Wunsch – eine Million Euro. Also bekommt der Mann 10 Million Euro.
- 3. Wunsch – ein kleiner Herzinfarkt - !!!
Zum Johannesbeerlikör:
„Ein Mann schnarcht viel und ist sehr unruhig. Frau sucht Rat bei ihrer Freundin, die sagt, sie hat bei ihrem Hund ausprobiert, er wird ruhiger wenn sie ein Lorbeerblatt an den Schwanz bindet. Die Frau versucht es bei ihrem Mann, nach einem Lorbeerblatt wird er schon ruhiger, nach dem zweiten und dritten noch mehr. Wunderbar, alle sind zufrieden. Als am Morgen der Mann an sich herunter schaut meint er: „Ich wollte doch keinen Siegerkranz“
Letzte Weisheit zum Schluss:
„Mehr als eine Schnapsidee,
drum lasst uns öfter einen heben,
auf das wir lange leben“.
Beschwingt und fröhlich verlassen wir diese gastliche Stätte mit guter Erinnerung an den fröhlichen Herrn Sartorius.
Die Sonne zeigt ihr volles Gesicht bei 30 Grad, als wir um 16.00 Uhr wieder in den Bus steigen.
Wir fahren zurück über Erligheim und Löchgau und Bietigheim-Bissingen vorbei an Ludwigsburg und Neckarweihingen. Etwas früher als geplant, erreichen wir den Ort Poppenweiler. Im Grassieger Weg hat die Familie Kleinle eine Besenwirtschaft. Die Wirtin, Frau Kleinle begrüßt uns sehr herzlich und freut sich über unseren Besuch. Auf der kleinen Speisekarte, die wir schon im Bus durchgereicht hatten, sind fünf Gerichte vorbereitet und werden, je nach Bestellung, zügig serviert. Die Portionen sind reichlich, so dass mancher seine Portion gar nicht schafft. Bier gibt es leider nicht, aber der Roséwein schmeckt auch ganz gut.
Gegen 19 Uhr wollten wir eigentlich losfahren, aber einige konnten sich nur schwer von ihrem Weinglas trennen.
Als wir die Autobahn A 81 in Richtung Heimat erreichten, ermunterte Dietmar seine Fahrgäste, ein paar fröhliche Lieder zum Abschluss zu singen. Kurz bevor wir Kirchentellinsfurt erreichten, gab Stefan noch den Hinweis, am Montag zur Gemeinderatssitzung zu gehen, um zu unterstützen, dass die Gemeinde für den zu gründenden Verein des „Streuobstparadies“ stimmt. Nicht zuletzt bedankte er sich auch bei Dietmar für die gute Fahrt an diesem schönen sonnigen Samstag.
Kirchentellinsfurt, den 28. Mai 2012
Ingeborg Schauer