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Lehrfahrt Garten-Dehner nach Rain, 17. Mai 2014

Führung durch den Blumenpark im Gartenparadies

Pünktlich um 7.30 Uhr fährt Dietmar mit einem Doppeldecker-Bus am Verwaltungsgebäude vor. Die rege Teilnahme ist sehr erfreulich, es zeigt doch, dass unsere Ausflüge doch sehr beliebt sind. Nach den Begrüßungen von Stefan und Dietmar geht es über Reutlingen, Metzingen in Richtung Bad Urach. Das Thermometer zeigt gerade mal 9 Grad an, aber laut Wettervorhersage soll es noch wärmer werden. Weiter geht es über die Schwäbische Alb, durch Grabenstetten, Feldstetten vorbei am ehemaligen Truppenübungsplatz, der in den letzten Jahren zu einem Biosphärengebiet umgestaltet wurde. Vorbei an Laichingen geht es bei Merklingen auf die Autobahn in Richtung Augsburg.

Als wir gegen 9 Uhr die Bayrischen Landesgrenze erreichen, zeigt das Thermometer immerhin schon 12 Grad an. An der Raststätte bei Leipheim findet Dietmar einen geeigneten Platz für die Vesperpause. Diese erste Stärkung tut allen gut. Zudem dürfen wir den Reisenden eines anderen Busses (Männerchor mit Chorleiterin) bei ihren Proben zuhören. Gegen 10 Uhr geht es weiter auf der A 8, die wir bei Donauwörth wieder verlassen und fahren durch die Ebene des Lechtals. Geprägt vom letzten Wildfluss Europas, dem Lech, verzaubert das Lechtal durch seine Schönheit und Vielfalt an Landschaftsbildern. Das Lechtal erstreckt sich über eine Länge von ca. 50 km vom Beginn bis zu den letzten Siedlungen. Der Lech fließt durch das gesamte Tal und dazwischen zweigen mehrere Seitentäler ab. Unser Ziel, die Stadt Rain liegt im schwäbischen Landkreis Donau Ries, etwa 40 km nördlich von Augsburg, nahe der Mündung des Lechs in die Donau. Um 11 Uhr haben wir das Blumenparadies der Firma Dehner, erreicht. Dort werden wir von einem Mitarbeiter, Herrn Fischer, von der Firma Dehner erwartet.
Das Garten-Center besticht mit einer breiten Angebotspalette von über 50.000 Artikeln. Vom vielfältigen Saatgut-Angebot für Blumen und ausgewählte Gourmetpflanzen und Balkonblumenschmuck bis hin zu dauerhaften Stauden und Gehölzen für den Garten. Das Unternehmen wurde am 1. August 1947 von Georg Weber und seiner Frau Albertine, geborene Dehner, als Zweipersonen-Betrieb unter der Firmierung „Dehner & Co - Samenzucht - Samengroßhandel" in Rain gegründet und begann zunächst mit dem Handel von Feldsaatgut (Klee und Gras). Impulsgebend dafür war, dass im Betrieb der Schwiegereltern von Georg Weber neben Lebensmitteln auch Sämereien gehandelt wurden und die Samenanzucht Webers Hobby war. Da in den Nachkriegsjahren viele Menschen sich noch selbst Gemüse zogen, machte Weber im Alter von 37 Jahren aus seinem Hobby ein Unternehmen. 1948 wurde eine erste Filiale in München eröffnet. Mit steigendem Lebensstandard wandelten sich jedoch mit der Zeit die Nutzgärten zu Ziergärten. Weber folgte dem Trend und gründete den Geschäftsbereich Pflanzen- und später auch Gartenzubehörhandel. Zunächst beschränkte er sich dabei auf den Versandhandel nach Katalogbestellung, später kamen Gartencenter zunächst in Süddeutschland hinzu. Georg Weber baute durch harte Arbeit das Unternehmen in der Folge zur größten reinen Gartencenter-Kette in Deutschland auf (später ergänzt um Heimtier- und Zooabteilungen) und zum größten Arbeitgeber der Stadt Rain aus.
Bereits 1980 hatte er am Stammsitz in Rain über 500 Arbeitsplätze geschaffen, im Dezember 2013 waren bei Dehner 5213 Mitarbeiter angestellt, davon 1100 am Stammsitz. Die weiteren über 4.000 Mitarbeiter sind in den derzeit 111 Filialen in Deutschland und Österreich beschäftigt. Der Umsatz der Dehner-Gruppe lag 2013 bei insgesamt 651,6 Millionen Euro. Das Unternehmen Dehner liefert unter der Eigenmarke „DEGRO" (eine Zusammenziehung aus Dehner Großhandel), sowie unter fremden Handelsmarken, Garten- und Heimtierbedarfsortimente (z.B. Dünger, Kleintier- und Vogelfutter, sowie Zubehör) an andere Einzelhandelsunternehmen, wie z.B. mehrere Discounter. Eine weitere Kreation ist der Blumenpark mit Blumen Hotel, ein 115.000 m² großes „grünes" Einkaufs- und Veranstaltungszentrum in Rain. Die beiden Töchter führen den Betrieb in bewährter Weise weiter. Herr Fischer ist seit 58 Jahren bei der Firma und fühlt sich auch als Rentner mit der Firma eng verbunden. Das ist nicht zuletzt dem guten Betriebsklima zuzuschreiben, wie er sagt. Nach dem Durchschreiten des Eingangsportals blicken wir auf eine Reihe von Wechselblumenbeeten, die auf über 2.000 m2 mit jahreszeitlichem Blütenflor bestückt sind. Zur Zeit sind es Stiefmütterchen in allen Farben.
Angrenzend führt uns Herr Fischer durch die Schauanlagen und den 12.000 m2 großen Naturlehrgarten, den es seit 2009 gibt. Der 30.000 m2 große Schaugarten vereint Gartenelemente aus Asien, dem Mittelmeerraum und England in einem einzigartigen Ensemble. Eine der Hauptattraktionen ist der japanische Landschaftsgarten mit Großbonsais, Teichen, Wassertreppen, Findlingen und Bogenbrücke, einem großen Rhododendronhain, einem Rosenhof in Form eines Barockgartens sowie einem Rosenduftgarten, einem Cottagegarten aus England, einem mediterranen Garten und einem Formschnittgarten.
Im Naturlehrgarten mit heimischen Tier- und Pflanzenwelt wachsen Sträucher wie Sanddorn, Schlehe oder Liguster und Bäume wie Ulme, Eiche und Pappel. Entlang eines künstlich angelegten Sees sind heimische Tiere (in Bronze gegossen) wie Frösche, Schlangen, Füchse, Vögel und Rehe naturgetreu nachgestellt. Wir kommen aus dem Staunen nicht mehr heraus und die gestellten Fragen zu den Gärten werden sachgemäß beantwortet. Die freilaufenden Nonnengänse sind durch ihre lautstarken Rufe nicht zu überhören. Seit September 2005 verbreiten alle zwei Stunden vier Mal täglich das Glockenspiel mit Klangkörpern beliebte und vertraute Melodien. Die Blumenuhr im Vordergrund misst fünf Meter im Durchmesser und wird mit wechselnden Bepflanzungen ein bunter Hingucker. Teppichbeete, in Form eines Schmetterlings, blicken auf eine lange Kulturgeschichte zurück. Im 19. Jh. erlebten Teppichbeete ihren Höhepunkt, später wurden wie wegen ihrer Künstlichkeit verurteilt. Es gibt so viel zu sehen in der kurzen Zeit. Unser Rundgang endet vor dem Eingang zum Blumenrestaurant, wo wir das Mittagessen vorbestellt haben. Der Service geht zügig und nach einer Stunde wird wieder zum Aufbruch gemahnt. Manch einer hätte gerne noch mehr Zeit im Gartencenter zu gebracht und die eine oder andere besondere Pflanze gekauft.
Um 14 Uhr geht es weiter. Stefan gibt bereits die Liste für die Vorbestellung des Abendessens durch den Bus. Inzwischen ist es 17 Grad warm, was als sehr angenehm empfunden wird.
Unser Fahrt geht über Dillingen und Günzburg entlang dem Donaudelta in Richtung Ulm. Einige nutzen die Zeit für die individuelle Augenpflege, denn es wir sehr ruhig im Bus.
Um 15 Uhr zeigt das Busthermometer bereits 19 Grad an. Es geht ein kurzes Stück auf der A 8 bis zur Ausfahrt Oberelchingen. In den Klosterbräustuben Oberelchingen gibt es für uns Kaffee und Kuchen.
Wer nicht gleich in die Wirtstube drängt, kann die wunderschöne Pfarr- und Wallfahrtskirche St. Peter und Paul besuchen. Das Bauwerk, in dem sich viele Epochen der europäischen Kunstgeschichte spiegeln und ein Ort, der viel über frommes Leben und eifriges Studium, aber auch von Leid und Krieg hat viel zu erzählen.
Der Name des ehemaligen Klosters und der dazugehörigen Kirche leitet sich vom vielleicht älteren Ort Unterelchingen ab. Gegründet wurde das Kloster zunächst im Tal Anfang des 12. Jh von Adalbert von Ravenstein und seiner Gemahlin Berta, die eine Schwester des Kaisers Konrad III war. Nach einer Hochwasserkatastrophe wurde das Kloster auf dem Berg innerhalb der mittelalterlichen Burganlage neu gegründet. Die Stifter der Neugründung sind Markgraf Konrad von Maife und dessen Frau Luitgart, die Tochter der Erststifter Berta und Adalbert. Eine Stiftungsurkunde existiert jedoch nicht mehr. Als Weihedatum ist der 15. August 1128 bekannt, an anderer Stelle taucht jedoch das Jahr 1142 auf. In diesem Jahr am 26. Februar wurde das Kloster dem Papst unterstellt. Aufgrund der Säkularisation wurde die freie Reichsstift 1802 aufgehoben. Seitdem ist die Klosterkirche Pfarr- und Wallfahrtskirche. Noch einmal wurde die Kirche gestürmt, und zwar bei der Schlacht von Elchingen im Oktober 1805 durch die Soldaten Napoleons, die dort die Truppen Österreichs besiegten und dann im Kloster bis zum Weitermarsch nach Austerlitz hausten und ihre Verwundeten pflegten.
Danach werfen wir noch einen Blick in den Klostergarten, der hauptsächlich nach altem Vorbild mit typischen Pflanzen der Klostermedizin des frühen Mittelalters neben modernen Heilpflanzen angelegt wurde. Die Nonnen und Mönche lehrten die Bevölkerung den Anbau von Obst und Gemüse und die Verarbeitung und Anwendung der Heilpflanzen. Auf einem Schild lese ich die Legende der „Monstranzbohnen".

„Während eines Krieges soll es sich ereignet haben, dass ein Pfarrer das Allerheiligste in der Monstranz vor plünderndem Kriegesvolk retten wollte. Er wusste in der Not keine andere Hilfe, als die Monstranz mit der konsekrierten Hostie auf einem Acker zu vergraben. Um die Stelle später wiederzufinden, streute er dort eine Handvoll Bohnen aus. Bald kam der Pfarrer und viele Leute in der Gegend durch die Kriegswirren ums Leben und niemand wusste von der Monstranz auf dem Acker. Die Überlebenden wunderten sich aber sehr über die Bohnen auf dem Acker, da ja reife Bohnen das Bild einer Monstranz zeigte. Sie gruben darauf hin den Boden unter dem Bohnenstrauch auf und fanden tatsächlich die Monstranz mit dem Allerheiligsten, dass daraufhin feierlich in die Kirche gebracht wurde. Die Bohnen mit dem Bild gibt es noch heute. Oft werden mit den Bohnen Rosenkränze gebunden, aber man kann sie auch wie jede andere Bohne zu einem leckeren Essen zubereiten."
Im Internet gibt es sie tatsächlich, vielleicht auch bei einem Samenhändler oder auf Ausstellungen, ich werde meine Augen offen halten bei jedem Gartenbesuch. Wenn man die Hüsenfrüchte selbst ziehen will, ist es wichtig, als Standort eine sonnige Lage mit humosem, durchlässigen Boden zu wählen. Die Aussaat erfolgt Mitte Mai bis Mitte Juli mit acht bis zehn Bohnen pro Stange in einer Tiefe von etwa zwei Zentimetern. Die ausgewachsenen Pflanzen erreichen eine Höhe von bis zu drei Metern. Die weiß-gelbe Blühte der Pflanze dauert von Juli bis September. Wichtig ist es, mit der Ernte zu warten, bis die Hülsen ab Ende August richtig trocken sind. Aber auch danach müssen die Früchte nachtrocknen. Erst danach kann man die Bohnen bearbeiten und zum Auffädeln für einen Rosenkranz durchbohren. Schon wieder etwas dazu gelernt. Dafür ist eine Lehrfahrt genau richtig.
Kurz vor 17 Uhr fahren wir wieder auf die A 8 in Richtung Stuttgart. Über dem Drackensteiner Hang sinkt die Sonne langsam in Tal. Unsere letzte Station ist das „Deutsche Haus" in Kaltenwang.
Schwäbische Gerichte und saisonale Spezialitäten geben auf der Speisekarte den Ton an. Wurst und Fleisch stammen aus eigener Produktion. Durch frische Kräuter aus dem hauseigenen Kräutergarten bekommen die Gerichte ein besonderes Aroma. So kann jeder essen, was ihm schmeckt bzw. was er vorbestellt hat. Zur Erinnerung an diesen schönen Tag stellen sich alle zu einem Gemeinschaftsfoto auf.

Nach dem alle gut gespeist haben, treten wir die Heimfahrt an. Über den Aichelberg geht es nach Wendlingen, Echterdingen auf die B 27 Richtung Tübingen. Jetzt ist es Zeit, dass Stefan sein Schlusswort spricht, sich bei den Mitreisenden für die Teilnahme und bei Dietmar mit dem obligatorischen Kuvert für seine gute Fahrt bedankt. Gegen 20.20 Uhr sind wir wieder in Kirchentellinsfurt.

Ingeborg Schauer