Vereinsausflug am 23.9.2017 nach Kaiserslautern
Die Wettervorhersage bestätigt, dass uns ein herrlicher Tag bevorsteht. Bei der Abfahrt um 7 Uhr sind es allerdings nur 9 Grad. Über die B 27 bis zum Stuttgarter Ei geht es Richtung Karlsruhe und dann auf die A 65 in das schöne Rheinland-Pfalz. Unter schattigen Bäumen im Pfälzer Wald wird eine kurze Vesperpause gemacht. Nach einer weiteren guten Stunde erreichen wir die Stadt Kaiserslautern. Vom Parkplatz aus gehen wir ein kurzes Stück über eine verkehrsreiche Straße, denn an der nächsten Ecke liegt schon der Eingang zu einem bemerkenswerten Stückchen Philosophie, ausgedrückt in einem ganz besonderen Gartenkonzept.Der japanische Garten in Kaiserslautern ist mittlerweile der größte und authentischste japanische Garten in Europa und der erste seiner Art in Rheinland-Pfalz. Auf ca. 13.500 qm Fläche ist in nur zehn Jahren seit der Gründung des Vereins „Verein Japanischer Garten Kaiserslautern e.V.“ in unmittelbarer Nähe zum Stadtzentrum ein exotisches Gartenparadies entstanden, das im April 2000 eröffnet wurde. Im Herzen von Kaiserslautern bietet es viele wesentliche Elemente eines japanischen Gartens, Teiche, Wasserfälle, typische Flora, einen Zengarten, sowie ein originales, historisches Teehaus. Das Raumkonzept des Japanischen Gartens ergibt sich im Wesentlichen aus der durch die ehemaligen Villengärten vorgegebenen Geländestruktur. So steigt das Gelände von der Lauterstraße zum Abendsberg bis zu einer Höhendifferenz von ca. 20 Metern an und auch in Ost-West-Richtung ist die Topographie stark bewegt. Früher befand sich hier ein unansehnlicher Steinbruch. Ein ehrenamtlicher Gartenkenner führt uns durch ein rote Tor, „Torii“ genannt. Ein Torii bedeutet den Eingang zu einer heiligen Stätte. Sie sind das auffälligste Zeichen von Shinto-Bauwerken. Die Steine, die den Weg andeuten, werden mit gesenktem Blick beschritten. Die Idee zu dieser Anlage entstand seit der Partnerschaft 1988 mit dem Japanischen Stadtviertel „Bunkyō“ von Tokio. Im Kernbereich des Gartens sind auf den Geländeniveaus der historischen Villen zwei Teichgärten angelegt.
Der obere Teichgarten ist geprägt durch eine ruhige, beschauliche, fast meditative Atmosphäre, der Blick ausgerichtet auf das historische Tee- und Gästehaus am Kopfende des oberen Teichs. Kontrastierend dazu ist die fast schon dramatische Atmosphäre des Unteren Teichgartens, die bestimmt wird durch einen etwa 10 Meter hohen Wasserfall. Das Wegekonzept des Japanischen Gartens entspricht dem landschaftlich-natürlichen Charakter der Gesamtanlage.
So finden sich im gesamten Garten keine geraden Achsen bzw. Symmetrien, sondern schmale Trittwege, die in bescheidener Art und Weise und organischer Form in die Gartenlandschaft eingearbeitet sind und teilweise völlig in sie eintauchen. Die Wege ordnen sich der Landschaft unter und sind der stille Führer des Betrachters. Dabei werden die verschiedenen Landschafts-szenen ähnlich einer photographischen Bildabfolge aneinandergereiht; ständig wirken wechselnde Eindrücke auf den Betrachter ein und lenken dessen Blick auf ein anderes Gartendetail. Der Garten bietet in der jeweiligen Jahreszeit, vom Frühjahr mit der Kirschblüte bis in den Herbst mit Azaleen und Rhododendron einen besonderen Reiz. Ansonsten ist der Garten in verschiedenen Grüntönen gestaltet. Der starke Einfluss der Religionen Shintoismus, Taoismus und Buddhismus auf die Gartengestaltung spiegelt sich darin wieder, dass sich der Mensch als Teil der Natur versteht, wobei die Natur auch immer ein Teil des Menschen ist. Formalismen und Geometrien finden sich im japanischen Garten nicht; natürliche "organische" Formen werden bevorzugt. Zu Beginn der Umgestaltung des ehemaligen "Parks Am Abendsberg" stand die alles entscheidende Frage, welche Elemente des Baumbestandes in den zukünftigen Japanischen Garten integriert werden sollten und welche nicht. Die Ausgangssituation dieser Entscheidung war 1998 eine fast undurchdringliche Wildnis mit einem geschlossenen Baumdach, ohne Licht, Struktur und Öffnungen. Im Zuge der Anlage des Japanischen Gartens wurden nahezu 80 Prozent des alten Baumbestandes entfernt. Erhalten wurden charakteristische und exotische Elemente des ehemaligen Sießmeyer'schen Parks, insbesondere vier in Reihe gepflanzte, über hundert Jahre alte Rotbuchen. Sie bilden heute die optische Blickkulisse für die beiden großen Teichgärten. Ferner konnten einige exotische und teilweise skurril wirkende Einzelbäume in die Gestaltung des Gartens integriert werden, so z.B. ein riesiger Ginkgo, mehrere Baumeiben, Platanen, Amberbäume und Baumhaseln. Wasser ist eines der wichtigsten Leitmotive der japanischen Gartengestaltung. Es führt durch den Garten und tritt dabei in den verschiedensten Erscheinungsformen auf - als stiller See, leise plätschernder Bachlauf oder tosender Wasserfall.
Damit wird es zum Symbol für den Lauf des Lebens, für Ruhe, Bewegung, Spannung und dramatische Ereignisse im Leben des Menschen. Im Japanischen Garten ist das Wasser ein Kernelement der Gestaltung. Die beiden Teichgärten, der Obere und der Untere Teich, sind zentrale Blickräume des Gartens. Sie haben unterschiedlichen Charakter. Der Obere Teich wird durch das historische Tee- und Gästehaus dominiert, der Untere Teich durch einen spektakulären, etwa 10 Meter hohen Wasserfall. Ruhe und Bewegung kontrastieren hier miteinander und sind in direkter Abfolge erlebbar, symbolhaft für den ewigen Kreislauf des Lebens im Buddhismus. Das originale japanische Tee- und Gästehaus ist mittlerweile eine der Hauptattraktionen des Japanischen Gartens Kaiserslautern. Es wurde ursprünglich um das Jahr 1900 als Gästehaus für ausländische Besucher und Diplomaten in einem Park in Tokio errichtet, bis es 1983 von einem deutschen Privatmann aufgekauft wurde. Japanische Handwerker bauten das Haus in Japan ab, zerlegten es in seine Einzelteile, um es in Deutschland in detektivischer Kleinarbeit in seinem originalgetreuen Zustand wieder aufzubauen.
Mit Unterstützung der "EXPO Memorial Foundation" in Osaka kaufte die Stadt Kaiserslautern 2003 das Gästehaus, um es im Japanischen Garten Kaiserslautern als Teehaus erneut aufzubauen. Damit erlebte das Haus als "fliegendes Gebäude" bereits seinen zweiten Umzug. Der als Stein- und Moosgartens gestaltete Zen-Garten ist mittlerweile zu einem wichtigen Gartenbaustein des Japanischen Gartens geworden. Zen-Garten bedeutet so viel wie ein „Trockenlandschaftsgarten“, da sie lediglich aus Kies, Steinen und Felsbrocken besteht. Mit Ausnahme von Moos werden keine Pflanzen verwendet.
Auf der einen Seite liegt der weibliche Garten, gestaltet mit weichem Flusskies und besonderen Felssteinen mit Moos bedeckt, auf der gegenüberliegenden Seite sieht man den mit grauem Granitkies und Felsen, der als männlicher Teil gestaltet ist. Die Felsbrocken darin sollen kleine Insel darstellen. Das Motiv des Gartens orientiert sich am Originalbild des Zen-Gartens des Ryoanji-Tempels der alten Kaiserstadt Kyoto, der 1577 entstanden ist und als die Perfektion des goldenen Schnitts gilt. Die Konzeption entspricht der eines Trockenlandschaftsgartens kare-san-sui. Dieses Wort bedeutet im Japanischen ‚Berg-Wasser-Landschaft’. Gärten dieser Art wurden ursprünglich in der Nähe von Klöstern angelegt und dienten den Mönchen als Orte der Meditation und Selbstfindung. Es lassen sich Einflüsse des Shintō, chinesischer Geomantie (Feng Shui) sowie des Buddhismus ausmachen. Sie schlagen sich vor allem in zahlreichen Anweisungen zu Himmelsrichtungen nieder, wie etwa Steine in Bezug auf das Gebäude stehen sollen oder in welcher Richtung ein Bach durch den Garten fließen solle.
Ein seltenes Schauspiel bieten am unteren See, vor dem Teehaus, eine große Anzahl von Koifische, sie tanzen im Kreis und springen sogar aus dem Wasser. Der Wert dieser besonderen Fische, insgesamt etwa 250 Stück, geht in die Hundertausende, die meistens durch private Spenden angeschafft wurden und auch von Ehrenamtlichen versorgt werden.
Nach ca. einer Stunde stehen wir wieder am Ausgang dieser herrlichen Anlage und verabschieden uns von unserem Begleiter. Bis zu Abfahrt um 13 Uhr kann jetzt jeder seine Freizeit selber gestalten. In der Nähe auf dem Marktplatz findet ein großer Wochenmarkt statt, der sicherlich für den einen oder anderen eine schnelle Mahlzeit bieten kann. Ein gemütlicher Spaziergang durch die Fußgängerzone mit den zahlreichen Geschäften schließt unser Besuch der schönen Stadt Kaiserslautern ab. Überpünktlich fahren wir weiter auf der A 65 in Richtung Neustadt an der Weinstraße. Dort steht hoch oben das Hambacher Schloss.
Oben angekommen hat man eine wunderbare Sicht auf das gesamte Gebiet der Weinstraße mit den kleinen Ortschaften rund um den Berg. Sobald wir den Besucherbändel umgebunden haben, dürfen wir ins Innere des großen Turms. Es geht fünf Stockwerke hoch. Dort befindet sich eine Ausstellung über die Geschichte der Burg auf dem Osthang der Haardt, einem Gebirgszug im Osten des Pfälzerwaldes.
Das Hambacher Schloss (im Volksmund auch Maxburg) beim Ortsteil Hambach der Stadt Neustadt an der Weinstraße wurde im Mittelalter als Burg erbaut und in der Neuzeit schlossartig ausgestaltet. Wegen des 1832 dort ausgerichteten Hambacher Festes gilt es neben der Frankfurter Paulskirche als wichtigstes Symbol der deutschen Demokratiebewegung. 1832 wurde die Schlossruine durch die sechstägige Protestveranstaltung (27. Mai bis 1. Juni 1832) von etwa 30.000 Menschen zum Schauplatz der frühen Demokratiebestrebungen auf deutschem Boden.
1842 machten die königstreuen Eigentümer die Burgruine dem bayerischen Kronprinzen und späteren König Maximilian II. zum Hochzeitsgeschenk. Seither wird das Schloss im Volksmund auch „Maxburg“ genannt. 1844 begann Bayern mit dem Wiederaufbau, zu dem August von Voit die Pläne lieferte. Obwohl dieser entsprechend dem Zeitgeschmack keine Rekonstruktion der mittelalterlichen Burg beabsichtigte, zeigen die Pläne zum neugotischen Schlossbau in Anlehnung an Hohenschwangau einen vergleichsweise behutsamen Umgang mit der vorhandenen Bausubstanz. Zum 150-jährigen Jubiläum des Hambacher Festes wurde das Schloss zwischen 1980 und 1982 für rund 12 Mio. DM (etwa 6 Mio. €) fast vollständig restauriert. Des Weiteren wurde die erste Dauerausstellung im Hambacher Schloss der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Die letzte große Ausstellung im Rahmen der großen Umbaumaßnahmen 2007/2008, mit dem Namen „Hinauf, hinauf zum Schloss „ befindet sich seit Oktober 2008 in der 5. Etage.
Wer genug gesehen hat, geht gemütlich zu Fuß den Berg hinab bis zum Parkplatz. Dort kann ein edler Pfälzer Wein probiert werden, oder ein Eis naschen, oder Nüsse kaufen. Wir verlassen den Berg und fahren auf die A 65 in Richtung Karlsruhe, dann über die Rheinbrücke und schon sind wir wieder in Baden-Württemberg. Nach der Autobahn-abzweigung in Richtung Stuttgart erreichen wir nach einer guten Stunde unser letztes Ziel. Neben der Ausfahrt Rutesheim liegt der Freizeitpark mit einer Erlebnis-gastronomie, die „Kraxl-Alm“, wo für uns Tische reserviert sind. Das rustikale Restaurant wurde nach überlieferter Baukunst von Allgäuer Holz- und Almbauspezialisten mit über 200 Jahre altem Holz erbaut und bietet ein Ambiente, das in unserer Region seinesgleichen sucht. Die Auswahl ist rustikal und reichlich. Die Rückfahrt verläuft zügig bis zum Sindelfinger Wald. Langsam wird es dunkel. Nach dem Stuttgarter Dreieck geht es auf der B 27 in Richtung Tübingen. Wegen einer Baustelle gibt es einen gewaltigen Stau, der uns mindestens eine halbe Stunde Zeit kostet. Deshalb kommen wir erst kurz nach 20 Uhr in Kirchentellinsfurt an. Stefan bedankt sich bei Dietmar für die gute Fahrt